Die Winterruhe im Weinberg
Rebschnitt

Die Winterruhe im Weinberg

Winterruhe, auch Saftruhe, Vegetationsruhe oder Winterstarre genannt ist ein wichtiger Teil im jährlichen Vegetationszyklus der Weinrebe. Es wird darunter die absolute Ruhezeit der Pflanze zwischen dem Blattfall im Herbst bis zum Austrieb im Frühjahr verstanden. Zu dieser Zeit ruht der Saft- und Energiefluss von den Wurzeln zu den Trieben und umgekehrt. Das ist der ideale Zeitpunkt für den Rebschnitt, mit dem der nächste Vegetationszyklus eingeleitet wird. Die Winterruhe umfasst auf der nördlichen Halbkugel den Zeitraum von Dezember bis Februar, sowie auf der südlichen Halbkugel von Juni bis August. Das Wachstumsphase beginnt dann wieder mit der Knospenschwellung und dem Austrieb.  Was passiert eigentlich alles bei der Winterruhe im Weinberg? Die Winterruhe ermöglicht den Reben, sich von der vorherigen Vegetationsperiode zu erholen und Energie für das kommende Jahr zu sammeln. Nach dem Herbst – dem Ende der Reifephase, entziehen die Reben auch den Blättern alle Nährstoffe und speichern diese in ihren Wurzeln.  Hierzu auch ein kurzer Rückblick in die Phase wo noch Trauben und Blätter am Rebstock waren. Die Umwandlung von Zucker in Stärke bei der Weinrebe findet während des Reifungsprozesses der Trauben statt. Zu Beginn der Reifeperiode enthalten die Trauben hauptsächlich Zucker, der für den süßen Geschmack verantwortlich ist. Im Laufe der Reifung wandelt die Weinrebe jedoch einen Teil dieses Zuckers in Stärke um. Der Zeitpunkt dieser Umwandlung variiert je nach Rebsorte und klimatischen Bedingungen. In der Regel beginnt die Umwandlung von Zucker in Stärke gegen Ende des Sommers oder zu Beginn des Herbstes, wenn die Trauben ihre volle Reife erreichen. Dieser Prozess wird als "Stärkeaufbau" bezeichnet. Der Nutzen dieser Umwandlung liegt darin, dass die Stärke als Energiespeicher für die Pflanze dient. Während des Winters, wenn die Weinrebe in ihre Ruhephase eintritt, kann sie auf diese gespeicherte Energie zurückgreifen, um im nächsten Frühjahr wieder auszutreiben und zu wachsen.  Die Winterruhe bietet unseren Steillagenwengertern nicht nur die Möglichkeit den Rebschnitt durchzuführen sondern auch  die kommende Saison zu planen. Sie können Ernteergebnisse analysieren, Entscheidungen bezüglich Begrünung, Bodenpflege, Düngung, Pflanzenschutz und anderen wichtigen Aspekten des Weinbaus, wie zum Beispiel Trockenmauerrestaurierung, zu treffen und den Weinberg für das kommende Jahr vorbereiten.  Somit ist sie entscheidend, um die Gesundheit der Reben zu erhalten, den Boden zu pflegen und den Weinberg für eine erfolgreiche Vegetationsperiode vorzubereiten. Zur Winterruhe passen gut gereifte Weine wie unsere Meisterwerke oder zwischendurch auch gerne mal ein heißer Glühwein 
Reben biegen (historisch: gerten)
Flachbogen

Reben biegen (historisch: gerten)

Ein März-Update aus dem Weinberg.Der Rebschnitt ist geschafft, nun folgt das Biegen und Binden. Die Rebe ist eine rankende Pflanze, deshalb benötigt sie für das Wachstum Unterstützung - beispielsweise in Form eines Drahtrahmens. Die angeschnittene Fruchtrute wird über den dafür vorgesehenen Draht gebogen und anschließend am Drahtrahmen festgebunden. Vor dem Rebschnitt Nach dem Rebschnitt Es gibt unterschiedliche Vorgehensweisen - die gängigste Methode ist die Halbbogenerziehung. Hierbei wird die Fruchtrute über den ersten Draht gebogen und am zweiten, unteren Draht mit einem Bindedraht oder einem Stück Weidenrute angebunden. Dieser Vorgang ist natürlich sehr arbeits- und zeitintensiv. Anbinden mit Weide Anbinden mit Bindedraht Doch warum macht man sich diese Mühe, wenn der Trieb doch eigentlich auch von ganz allein nach oben wachsen würden? Das liegt an der sogenannten Apikaldominanz. Die Rebe ist ein Lianengewächs und bestrebt, möglichst in die Höhe zu wachsen. Deshalb versorgt sie die Augen (Knospen) am Ende der Fruchtrute mit den meisten Nährstoffen um schnell voranzukommen. Durch das Biegen über den Draht entlang wird die Apikaldominanz gebrochen und es entsteht ein Saftstau in der Rute, der dafür sorgt, dass alle Augen entlang der Fruchtrute relativ gleichmäßig Nährstoffe aufnehmen. Somit werden die späteren Triebe und auch die zukünftigen Trauben gleichmäßig versorgt. Dies bringt später eine hohe, gleichbleibende Traubenqualität. Flachbogen oder Pendelbogen, je nach Philosophie und Drahtrahmen. Hier sieht man wie die im Sommer gewachsene Fruchtruten durch das Biegen gleichmäßig gewachsen sind. Der Rebschnitt und das Entfernen des alten Rebholzes aus dem Drahtrahmen, sowie das Rebenbinden gehört zu den zeitaufwändigsten Arbeiten im Weinberg. Das Biegen erfordert weniger Fachwissen als der Rebschnitt und nicht so viel Kraft wie das Herausziehen des alten Holzes, aber dennoch Erfahrung und vor allem Geschick und Gefühl. Denn die beim Rebschnitt ausgewählten (ein oder zwei) Fruchtruten je Stock erweisen sich als recht brüchig. Dabei spielt auch die Witterung, insbesondere Feuchtigkeit eine große Rolle. Die Wengerter:innen gehen deshalb am liebsten bei feuchtem Wetter "ins Biegen". Beim "Krümmen" der Rute muss sehr behutsam vorgegangen werden, um ein Abbrechen zu vermeiden. Ein solches Missgeschick ist für dieses Weinjahr dann nicht wieder gut zu machen, da dann keine Ersatzrute zur Verfügung steht an der die Trauben wachsen können. Der Verlust beträgt je nach Rebsorte etwa drei bis vier kg Trauben, also ca. drei Flaschen Wein. Früher war es üblich, dass die Wengerterinnen das Rebenbinden übernahmen. Ausgerüstet mit einem Bündel gut gewässerter Weidenruten und einem speziellen kleinen, scharfen Messer mit gekrümmter Klinge, waren die „Heften-Weiber“ im März und April mit dem Biegen und Anbinden tausender Fruchtruten beschäftigt. Auch wenn die Arbeit eher nach reinster Erholung in frühlingsfrischer Luft aussieht - es ist absolute Sorgfalt und Eile geboten, denn die Bindearbeiten sollten vor dem ersten Austrieb der Reben Mitte April beendet sein. Der Arbeitszeitbedarf beträgt bis zu 40 Stunden für einen Hektar. Dabei werden bis zu 20.000 Bindungen angebracht. Neben dem natürlichen Material wie Weide oder Kordel, stehen für diese Arbeit nun auch Materialien aus Draht und Kunststoff und dafür taugliche Hilfsmittel wie Bindezangen zur Verfügung. Dadurch verringert sich der Arbeitszeitbedarf und die Materialkosten. Im Steillagenkollektiv sind jedoch nur natürliche, abbaubare Bindematerialen erlaubt. Der passende Wein zum Frühling und Biegen: ROSS Weisser Schwan
Der Rebschnitt
Altes Holz

Der Rebschnitt

Die eigentliche Rebkultur begann, als vor einigen hundert Jahren der Mensch lernte, die Reben zu schneiden. Die Kunst des Schnittes ist angeblich einem Esel zu verdanken: die Überlieferung berichtet, dass sich der Esel in einem futterarmen Winter in einem Weinberg durch Abfressen der einjährigen Triebe bis auf kurze Stummel sättigte. Auf den abgefressenen Stummeln wuchsen dann im nächsten Jahr Triebe mit den herrlichsten Trauben. Das Schneiden der Reben scheint in den Anfängen der Rebkultur nicht nur eine weinbautechnische Maßnahme, sondern auch eine kultische Handlung gewesen zu sein, denn Romulus verbot seinen Römern, den Göttern Wein von ungeschnittenen Reben zu opfern. Die Realistik der Römer kommt andererseits wieder zum Ausdruck, wenn man ihre Bemühungen des Rebschnitts liest: dieser sollte - genau wie heute noch - dazu dienen, viele Trauben zu erzeugen, aber in einem so begrenztem Maße, dass der Schnitt im nächsten Jahr nicht gefährdet und die Rebe möglichst alt würde. Rebe nach dem Rebschnitt Warum Reben schneiden?Von Natur aus ist die Rebe ein Lianen-Gewächs, das an Stämmen hoch klettert und seine Triebe über den Baumkronen ausbreitet. Solch wild treibende Rebstöcke bringen nur geringe Erträge und kleine, saure Trauben. Zur Erzielung wirtschaftlich ausreichender Erträge von guter Qualität, muss die Rebe durch den Schnitt in eine Kulturform gebracht werden, die auch arbeitstechnisch gute Möglichkeiten bietet. Der Schnitt bedeutet einen starken Eingriff in das Leben des Rebstockes. Er büßt an Lebenskraft und Lebensalter ein, er wird anfälliger gegen Frost und Krankheiten. Alle oberirdischen Stockteile, die älter als zwei Jahre sind, bezeichnet man als altes Holz. (Tragholz - Fruchtholz) Unter Tragholz werden einjährige Triebe auf zweijährigem Holz verstanden. Die Schnittregel lautet: fruchtbar sind einjährige Triebe auf zweijährigem Holz. Dies wird auch zahmes Holz genannt. Der Schnitt besteht aus dem Abschneiden der überflüssigen, einjährigen Trieben des zweijährigen Holzes, einer eventuellen Verjüngung durch Rückschnitt des alten Holzes und dem Anschnitt von Frucht- und Ersatzholz. Um Frucht anzusetzen, muss der Rebstock nicht nur ausreichend ernährt sein, sondern einen kleinen Überschuss an Assimilaten haben. Es kommt auf das richtige Blatt-Wurzel-Verhältnis an. Durch genügend altes Holz muss die Speicherung von Reservestoffen möglich sein, die im Frühjahr zur Blütendifferenzierung in den Knospen erforderlich sind. Zeitlich gesehen wird die Knospe, aus der sich der nächstjährige Trieb mit den Trauben entwickelt, im Vorjahr gebildet.Wissenswertes:  - Der Wein zum Rebschnitt: Württemberger Original -  Trollinger trocken - Im Frühjahr werden wir wieder eine Blühpflanzen - Pflanzaktion in unseren Steillagen/Kollektivweinbergen umsetzen. Unterstützt werden kann dies über eine Crowdfunding-Aktion unter www.startnext.com/steillagenkollektiv 
Der Kodex der Kollektiv-Wengerter
Blühende Weinberge

Der Kodex der Kollektiv-Wengerter

Nachhaltig, naturnah, zukunftsgerichtet... Die 32 Wengerter des Steillagenkollektivs verpflichten sich, den Kodex des Steillagenkollektivs einzuhalten und zu leben. Neben dem Erhalt der einzigartigen Kulturlandschaft der terrassierten Steillagen ist die Etablierung von "lebendigen Weinbergen" das oberste Ziel der Gemeinschaft. Wir wollen keine Museumsweinberge schaffen, sondern aktiven Weinbau inmitten eines intakten und vielfältigen Ökosystem gestalten. Hierzu verpflichten sich die Wengerter auf die Ausbringung von Herbiziden und Insektiziden zu verzichten und schaffen durch Begrünungen und Beipflanzen zusätzlichen Lebensraum für Insekten, Eidechsen, Fledermäusen und vielen mehr. Nachhaltigkeit bedeutet für uns auch die Wertschöpfung durch den Aufbau eines regionalen Wirtschaftskreislaufes in der Region zu halten. So werden wir beim Verzicht auf synthetischen Dünger nun auch durch die Stadtwerke Mühlacker unterstützt und so können wir unsere Weinberge mit Stickstoff, Phosphor und Kalium aus 100% natürlichen Bestandteilen und ohne mineralische Zusätze aus der Region versorgen.