Die Gesamtheit der Bodenorganismen wird als Edaphon bezeichnet und kann bis zu 10 Tonnen pro Hektar Frischmasse erreichen. Neben den Pflanzenwurzeln besteht das lebendige Bodenleben aus einer Vielzahl von Bodenmikroorganismen wie Bakterien, Pilzen und Algen sowie verschiedenen Bodentieren, von Einzellern bis hin zu Wirbeltieren.
Besonders beeindruckend ist die enorme Anzahl an Bodenmikroorganismen, von denen bereits eine Handvoll Boden mehr als eine Milliarde beherbergen kann. Diese winzigen Lebewesen spielen eine entscheidende Rolle bei der Humusbildung, Nährstoffkreisläufen und der Strukturierung des Bodens, was sich wiederum auf den Ertrag pflanzlicher Biomasse auswirkt.
Bodentiere wie Regenwürmer tragen maßgeblich zur Bildung von Bodenstrukturen bei und beschleunigen den Abbau von organischem Material. Sie stellen auch eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten und Vögel dar und prägen somit die oberirdische Fauna unserer Agrarlandschaften.
Regenwürmer sind die heimlichen Helden des Bodens. Durch ihre fleißige Grabarbeit verändern sie das Bodengefüge und sorgen für eine gesunde Struktur. Sie ernähren sich von organischem und mineralischem Material, welches sie in Form eines wertvollen Ton-Humus-Komplexes ausscheiden. Diese Häufchen bleiben selbst bei starkem Regen stabil und bieten somit Schutz vor Erosion.
Einige Regenwurmarten transportieren organische Materialien wie Blätter, Erntereste oder Stroh in tiefere Bodenschichten, wo sie schneller abgebaut werden und als Nährstoffquelle für Pflanzen dienen. Ihr weitreichendes Röhrensystem belüftet den Boden, verbessert die Sauerstoffversorgung der Pflanzenwurzeln und fördert das Versickern von Regenwasser in tiefere Schichten, was wiederum Erosion vorbeugt.
Besonders schwere, kompakte Böden profitieren von der Arbeit der Regenwürmer. Diese emsigen Arbeiter sind nahezu das ganze Jahr über aktiv, bevorzugen jedoch Bodentemperaturen zwischen 10 und 15 Grad Celsius. Regenwürmer sind Zwitter, also doppeltgeschlechtliche Wesen und vermehren sich nur bei Temperaturen über 10 Grad Celsius. Die befruchteten Eier werden in Kokons abgelegt. Bei zu heißen oder trockenen Bedingungen im Sommer verharren die Regenwürmer zusammengerollt tief im Boden.
Regenwürmer sind vielfältig und facettenreich, bis zu 20 verschiedene Arten sind in den Weinbergen heimisch. Erwachsene Regenwürmer tragen einen markanten Gürtel, der bei den Jungtieren fehlt und sie so unterscheidet. Die verschiedenen Wurmfarben geben Hinweise auf ihren Lebensraum: Dunkel pigmentierte Arten leben nahe der Bodenoberfläche und wagen sich auch ans Licht, um sich von Streu, Mulch und Humus zu ernähren - sie werden daher auch als Streubewohner bezeichnet. Der Kompostwurm ist eine spezielle Gattung dieser Gruppe.
Die hell gefärbten endogäischen Regenwürmer hingegen halten sich im oberen Bereich des Mineralbodens auf und bleiben meist verborgen, graben jedoch zahlreiche horizontale Röhren bis zu 60 Zentimeter tief. Tiefgräber wiederum haben dunkel gefärbte vordere Körperteile und ziehen organisches Material in ihre senkrechten Röhren bis in den Unterboden, wodurch sie die Durchmischung der Bodenschichten mit Humus fördern. Jede Regenwurm-Art hat also ihre ganz eigene Rolle im komplexen Ökosystem des Bodens.