Rotweinbereitung: Ein Blick hinter die Kulissen

Rotweinbereitung: Ein Blick hinter die Kulissen

Die Kunst der Rotweinbereitung beginnt mit einem entscheidenden Schritt: dem Entrappen. Hierbei werden die einzelnen Traubenbeeren von ihren Stielen und dem Traubengerüst, den sogenannten Rappen, befreit. Anschließend erfolgt das sanfte Anquetschen der Beeren, um die Häute aufzubrechen. Dies ermöglicht es dem austretenden Saft, die Farb- und Aromastoffe aus den Schalen zu lösen. Die resultierende Mischung aus Saft, Fruchtfleisch, Schalen und Kernen wird als Maische bezeichnet.  Nach dem Anquetschen kann der bereits auslaufende Saft abgetrennt werden – ein Prozess, der als Saftabzug bekannt ist. Dieser erste Saft hat im Vergleich zum späteren Produkt weniger Farbstoffe und Tannine. In der verbleibenden Maische hingegen konzentrieren sich die Farbstoffe und Tannine, was zu kräftigeren Rotweinen führt. Der frühzeitig entzogene Saft kann je nach gewünschter Farbintensität auch zur Herstellung von Roséwein oder sogar von weißem Wein aus roten Trauben (Blanc de Noir) verwendet werden.  Die Farbstoffe der Traube, insbesondere die Anthocyane, befinden sich hauptsächlich in den Beerenschalen – mit Ausnahme von speziellen Färbertrauben, die auch rotes Fruchtfleisch besitzen. Für die Rotweinproduktion müssen diese Farbstoffe herausgelöst werden, was vor allem durch den Gärungsprozess geschieht. Um die Extraktion von Farbe, Aroma und Gerbstoffen aus den Schalen zu beschleunigen oder zu intensivieren, können verschiedene Verfahren eingesetzt werden.  Eine gängige Methode ist die thermische Vinifizierung: Dabei wird die Maische für kurze Zeit auf etwa 82 Grad Celsius erhitzt und anschließend abgepresst. Nach dieser Behandlung folgt eine Mostgärung – im Gegensatz zur traditionellen Vergärung auf der Maische. Diese Methode ist einfacher zu handhaben und führt zu einer fruchtbetonten Aromenstruktur mit weniger Gerbstoffen.  Die zweite Methode zur Rotweinbereitung ist die traditionelle Maischegärung. Hierbei wird die gesamte Maische, also die Mischung aus Traubensaft, Fruchtfleisch, Schalen und Kernen, innerhalb weniger Tage von Hefen vergoren. Während dieser Gärung löst sich der Farbstoff aus den Beerenschalen durch den entstehenden Alkohol. Der sogenannte Maischekuchen – die Beerenhäute, die während der Gärung an die Oberfläche steigen – wird regelmäßig untergestoßen und untergetaucht, um sicherzustellen, dass die Farbe optimal extrahiert wird.  Während der Gärung wandeln Hefen den Zucker aus den Trauben in Alkohol und Kohlendioxid um, wobei Wärme entsteht. Diese Hefen sind im Most bereits in natürlicher Form vorhanden. Wenn diese natürlichen Hefen für die Vergärung verwendet werden, spricht man von Spontangärung. Diese Methode kann jedoch Unsicherheiten mit sich bringen: Die natürlichen Hefen sind möglicherweise nicht stark genug, um die Gärung vollständig abzuschließen oder sie könnten unerwünschte chemische Verbindungen produzieren, die das Aroma des Weins beeinträchtigen oder sogar gesundheitliche Risiken darstellen.  Im Gegensatz dazu bieten Reinzuchthefen eine kontrollierte Alternative. Diese speziellen Hefestämme wurden gezielt in Weinkellern selektiert und besitzen bestimmte Eigenschaften, die bereits im Voraus bekannt sind. Dadurch können sie gezielt ausgewählt und eingesetzt werden, um den Most zu vergären. Mit diesen gezüchteten Hefen lässt sich auch das aromatische Profil des Weins erheblich beeinflussen – ein wichtiger Aspekt für die Entwicklung von Sekundäraromen. So entsteht ein Wein mit klar definierten Aromen und einer stabilen Qualität – ein Ergebnis sorgfältiger Planung und Expertise in der Weinbereitung! Die Hefen arbeiten in der Regel so lange, bis der Zucker aus den Trauben vollständig in Alkohol umgewandelt ist. Alternativ kann es auch passieren, dass der Alkoholgehalt so hoch wird, dass die Hefen ihre Aktivität einstellen. In einem stark alkoholischen Milieu werden sie träge und sterben ab, da sie dort nicht überleben können. Es gibt jedoch besonders leistungsfähige Reinzuchthefen, die problemlos bis zu 16 Volumenprozent Alkohol erreichen können.  Der Ausbau des Weins erfolgt entweder im Edelstahltank oder in Holzfässern, und jede Methode hat ihren eigenen Charakter. Der Edelstahltank sorgt für frische, fruchtige Weine mit einem reduktiven Stil. Im Gegensatz dazu führt der Ausbau im großen Holzfass zu geschmeidigeren und vollmundigeren Weinen. Hier findet eine minimale Luftzufuhr durch die Holzwände statt, was eine Mikrooxidation ermöglicht. Dieser Prozess macht den Wein nicht nur runder, sondern auch haltbarer.  Das kleine Holzfass, auch Barrique genannt, bringt zusätzlich röstige und rauchige Holzaromen sowie zusätzliche Tannine in den Wein ein. Dadurch wird der Wein würziger und komplexer. Diese unterschiedlichen Ausbauarten ermöglichen es Winzern, den Charakter ihres Weins gezielt zu gestalten und ihm eine individuelle Note zu verleihen.  Insgesamt zeigt sich, dass die Rotweinbereitung ein komplexer Prozess ist, bei dem jede Entscheidung – vom Entrappen bis zur Gärung und Lagerung – einen Einfluss auf das Endprodukt hat. So entsteht ein einzigartiger Wein, der uns erfreut und seine Geschichte erzählt! Unsere Empfehlung um diesen Artikel vom Wort in Geschmack umzuwandeln: Lemberger Meisterwerk trocken
Weinlese und dann?
Herbsten

Weinlese und dann?

Nach der Weinlese beginnt ein spannender Prozess: Die Trauben werden entrappt, das heißt, die Beeren werden von den Stielen getrennt. Dabei zerquetschen wir die Beeren leicht, und es entsteht die Maische – ein lebendiges Gemisch aus Fruchtfleisch, Schalen, Kernen und Saft. In dieser Phase ist es wichtig, schnell zu arbeiten und darauf zu achten, dass die Kerne nicht zerdrückt werden. Sie enthalten viele Gerbstoffe, die wir im Most nicht haben wollen. Für Weiß- oder Roséweine wird die Maische nur kurz stehen gelassen und dann sofort gepresst – das nennt man hellgekeltert. Bei Rotweinen hingegen gehen wir einen anderen Weg: Hier lassen wir die Maische zuerst gären oder erwärmen sie, um die tiefrote Farbe aus den Beerenschalen herauszulösen. Nach dem Pressen erhalten wir den Most, der in Fässern oder Tanks gelagert wird und dort mit der Gärung beginnt. Die Gärung wird durch Hefen in Gang gesetzt, die natürlicherweise in den Trauben und im Saft vorkommen. Diese Hefen verwandeln den Fruchtzucker der Trauben in Alkohol und Kohlensäure. Manchmal sind die natürlichen Hefen jedoch nicht ausreichend, um den Prozess zu starten. Deshalb setzen wir spezielle Reinzuchthefen ein, die gezielt für die Weinbereitung ausgewählt wurden. So stellen wir sicher, dass jeder Schluck ein einzigartiges Geschmackserlebnis bietet! Bereits vor über 100 Millionen Jahren existierten verschiedene Arten von Wildreben. Die Geschichte des Weinanbaus in Deutschland begann jedoch erst mit den Römern, also vor etwa 2.000 Jahren. Um den mühsamen Transport von Wein in schweren Amphoren über die Alpen zu vermeiden, brachten sie einfach Rebstöcke aus ihrer Heimat mit in den Norden. Diese „nordischen“ Weine waren schon damals frischer und vielfältiger im Geschmack als ihre südlichen Vorbilder. Im 8. Jahrhundert setzte Karl der Große im "Capitulare de villis" wichtige Regeln für den Weinanbau fest: Aus hygienischen Gründen sollte der Wein nicht mehr mit den Füßen entsaftet werden, und die Lagerung sollte in Fässern statt in Weinschläuchen erfolgen. Klöster wurden zu Zentren der Weinkultur, denn Wein war das beliebteste und auch ein hygienisches Getränk und diente oft als sichere Alternative zum häufig verunreinigten Trinkwasser. Um 1500 begann die Rebfläche aufgrund veränderter klimatischer Bedingungen, verbesserter Bierherstellung und zunehmenden Weinimports zu schrumpfen. Die Kirche verlor ihre Vorherrschaft im Weinbau, besonders in den linksrheinischen Gebieten während der napoleonischen Eroberungen. Im 19. Jahrhundert brachte die Reblauskatastrophe den Weinbau fast zum Stillstand, viele gebietstypische Sorten verschwanden. Erst um die Jahrhundertwende konnte mit dem Einsatz von Pfropfreben ein Neuanfang gewagt werden: Hierbei wurden heimische Rebsorten auf resistente amerikanische Wurzeln gepfropft. Dieses Verfahren ist mittlerweile gesetzlich vorgeschrieben und hat dazu beigetragen, dass durch Fortschritte in der Rebzüchtung ein ausgewähltes Sortiment an Standardsorten entstanden ist, das heute den deutschen Weinbau prägt. So blickt die deutsche Weintradition auf eine bewegte Geschichte zurück – von den Römern bis hin zu modernen Anbaumethoden! Unser Wein zur Herbstzeit: ein 401 Rosé trocken.
In der Hitze des Sommers

In der Hitze des Sommers

Jetzt im Sommer schattieren die Reben mit ihrer dichten Laubwand den Boden, trotzdem trocknet er aus und die Temperaturen erreichen tagsüber mehr als 40 Grad. Ebenso wird der Bewuchs zwischen den Reben durch Mulchen, Fräsen oder Mähen im Wachstum klein gehalten. Die Rebenstöcke sollten frei stehen, schon alleine damit die Weinberge rasch nach einem Regen wieder abtrocken und die Rebblätter nicht zu lange feucht bleiben. Dementsprechend finden in den heißen und eher trockenen Monaten vorwiegend solche Pflanzen ihren Platz im Weinberg, die mit solchen Bedingungen gut umgehen können. Eine besondere Herausforderung für Wildpflanzen sind die Mauerkronen, da es hier praktisch kein Wasserangebot gibt. Sie sind oft mit Dickblattgewächsen bewachsen, die mit extremer Hitze und Trockenheit umgehen können und zudem eine enorme Bereicherung für Insekten darstellen. Dies sind zum Beispiel der wunderscherschöne weiße Mauerpfeffer | Vorsicht: giftig, pfeffrig scharf, alkaloidhaltig Scharfer Mauerpfeffer | Wurde früher als Würzpflanze verwendet bevor der Pfeffer aus Asien und Afrika zu uns kam. Felsen-Mauerpfeffer | Wurde früher als Salatbeigabe verwendet. Er schmeckt sehr würzig, pfeffrig. Dachwurz | Eine alte Kulturpflanze, die bereits im Altertum gegen Blitzschlag und verschiedene Krankheiten genutzt wurde. Beleg ist die Empfehlung von Karl dem Großen an die Pächter der kaiserlichen Güter, die Dachwurz aufs Dach zu pflanzen. Wunderschöne grünrote Augen und eine Insektenweide an und auf den Trockenmauern in den Weinbergen. Und zum nächsten Ausflug zu Eurer Weinbergterrasse, um all die "Dickblattgewächse" und ihre Bewohner kennen zulernen, empfehlen wir Vergrößerungsgläser mitzunehmen - am besten Weingläser gefüllt mit einem Weißburgunder Meisterwerk trocken. 
Wildkräuter im lebendigen Weinberg
Begrünung

Wildkräuter im lebendigen Weinberg

Die Flora und Fauna in lebendigen Weinbergen passen sich den jahreszeitlichen Gegebenheiten an. Aus diesem Grund ist eine natürliche Begrünung sinnvoll. Gerade im Sommer gewinnen die Pflanzen, die gut mit Trockenheit umgehen können, die Oberhand. Das Ökosystem Weinberg verändert sich ständig, auch bedingt durch globale Veränderungen. In den letzten 50 Jahren hat sich beispielsweise der Beginn der Rebblüte um etwa 10 Tage auf Anfang Juni vorverlagert.  Im Sommer schattieren die Reben mit ihrem üppigen Laub den Boden und verändern dadurch die Bedingungen für die Pflanzen am Boden. Durch höhere Temperaturen trocknet der Boden tagsüber aus und kann Temperaturen von über 50 Grad erreichen. Eine effektive, lebendige Begrünung senkt die Bodentemperatur deutlich.  Lebendige Weinberge, wie sie im Steillagenkollektiv zu finden sind und nicht maschinell bearbeitet werden, beherbergen etwa 400 verschiedene Wildpflanzenarten und bieten somit eine extrem hohe Artenvielfalt. Obwohl die Begrünung eine gewisse Konkurrenz für das Wasser der Reben darstellt, überwiegen die Vorteile für das Mikroklima am Boden sowie die Biodiversität durch Bodenlebewesen, Insekten und Reptilien.  In unseren Weinbergen sind zahlreiche Spezialisten zu finden. Vielleicht entdeckt ihr bei eurem nächsten Spaziergang durch unsere Weinberge die eine oder andere davon.  Felsen-Mauerpfeffer, die äußerst trockenresistente, ausdauernde Polsterpflanze wirde 5 bis 30 cm hoch. Die Stängel bilden dünne faserige Wurzeln. Er besitzt fleischige, runde, waagrecht abstehende 1 bis 2 cm lange Blätter von bläulicher bis graugrüner Farbe. Wichtige Futterpflanze für Raupen. Wegen seines pfeffrigen Geschmacks wurde er früher gerne als Gewürzpflanze und als Salatbeigabe verwendet.  Weinraute, verästelte, krautige Staude, Stängel unten verholzt. Doppelt bis dreifach gefiederte Blätter mit einen dreieckigen Umriss. Die gelben bis gelb-grünen Blüten sind in Trugdolden angeordnet und besitzen 4 – 5 löffelförmige Blütenblätter. Die Weinraute ist giftig, sie enthält ätherische Öle, Gerbstoffe und Alkaloide und findet Verwendung als Tee und in Arzneien. Alte Heil- und Würzpflanze, wurde früher für Kräuteressig und als Weinzusatz zur Verbesserung und Stabilisierung verwendet. Achtung, bei Berührung kann es zu Hautreizungen kommen (Phototoxische Wirkung).  Karthäuser-Nelke, ausdauernde Nelkenart erreicht einen Höhe von 30 bis 60 cm. Die purpurrote Blüte ist ohne Zeichnung. Der Name geht auf den Eremitenorden des heiligen Bruno von Köln zurück. Die Nelke wurde wohl gerne in Klostergären gezogen.   Weg-Malve, einjähriges, jedoch im Weinberg meist ausdauerndes Kraut. Der Stängel ist rau behaart, niederliegend bis aufsteigend und wird 15 bis 50 cm lang. Die Blätter sind kreisrund bis nierenförmig, undeutlich fünf bis sieben lappig. Die Blütenblätter 8 bis 20 mm groß. Wichtige Futterpflanze für die Schmetterlingsarten Malvenkopf und Roseneule. In der Volksmedizin wird Malventee bei Erkältungskrankheiten eingesetzt. Wie wäre es mit einem kräftig, fruchtigen Riesling Meisterwerk trocken als passender Wein zu Ihrem Weinbergspaziergang? 
Die heimlichen Helden des Steillagenkollektivs

Die heimlichen Helden des Steillagenkollektivs

Die Gesamtheit der Bodenorganismen wird als Edaphon bezeichnet und kann bis zu 10 Tonnen pro Hektar Frischmasse erreichen. Neben den Pflanzenwurzeln besteht das lebendige Bodenleben aus einer Vielzahl von Bodenmikroorganismen wie Bakterien, Pilzen und Algen sowie verschiedenen Bodentieren, von Einzellern bis hin zu Wirbeltieren.Besonders beeindruckend ist die enorme Anzahl an Bodenmikroorganismen, von denen bereits eine Handvoll Boden mehr als eine Milliarde beherbergen kann. Diese winzigen Lebewesen spielen eine entscheidende Rolle bei der Humusbildung, Nährstoffkreisläufen und der Strukturierung des Bodens, was sich wiederum auf den Ertrag pflanzlicher Biomasse auswirkt.Bodentiere wie Regenwürmer tragen maßgeblich zur Bildung von Bodenstrukturen bei und beschleunigen den Abbau von organischem Material. Sie stellen auch eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten und Vögel dar und prägen somit die oberirdische Fauna unserer Agrarlandschaften. Regenwürmer sind die heimlichen Helden des Bodens. Durch ihre fleißige Grabarbeit verändern sie das Bodengefüge und sorgen für eine gesunde Struktur. Sie ernähren sich von organischem und mineralischem Material, welches sie in Form eines wertvollen Ton-Humus-Komplexes ausscheiden. Diese Häufchen bleiben selbst bei starkem Regen stabil und bieten somit Schutz vor Erosion.Einige Regenwurmarten transportieren organische Materialien wie Blätter, Erntereste oder Stroh in tiefere Bodenschichten, wo sie schneller abgebaut werden und als Nährstoffquelle für Pflanzen dienen. Ihr weitreichendes Röhrensystem belüftet den Boden, verbessert die Sauerstoffversorgung der Pflanzenwurzeln und fördert das Versickern von Regenwasser in tiefere Schichten, was wiederum Erosion vorbeugt.Besonders schwere, kompakte Böden profitieren von der Arbeit der Regenwürmer. Diese emsigen Arbeiter sind nahezu das ganze Jahr über aktiv, bevorzugen jedoch Bodentemperaturen zwischen 10 und 15 Grad Celsius. Regenwürmer sind Zwitter, also doppeltgeschlechtliche Wesen und vermehren sich nur bei Temperaturen über 10 Grad Celsius. Die befruchteten Eier werden in Kokons abgelegt. Bei zu heißen oder trockenen Bedingungen im Sommer verharren die Regenwürmer zusammengerollt tief im Boden. Regenwürmer sind vielfältig und facettenreich, bis zu 20 verschiedene Arten sind in den Weinbergen heimisch. Erwachsene Regenwürmer tragen einen markanten Gürtel, der bei den Jungtieren fehlt und sie so unterscheidet. Die verschiedenen Wurmfarben geben Hinweise auf ihren Lebensraum: Dunkel pigmentierte Arten leben nahe der Bodenoberfläche und wagen sich auch ans Licht, um sich von Streu, Mulch und Humus zu ernähren - sie werden daher auch als Streubewohner bezeichnet. Der Kompostwurm ist eine spezielle Gattung dieser Gruppe.Die hell gefärbten endogäischen Regenwürmer hingegen halten sich im oberen Bereich des Mineralbodens auf und bleiben meist verborgen, graben jedoch zahlreiche horizontale Röhren bis zu 60 Zentimeter tief. Tiefgräber wiederum haben dunkel gefärbte vordere Körperteile und ziehen organisches Material in ihre senkrechten Röhren bis in den Unterboden, wodurch sie die Durchmischung der Bodenschichten mit Humus fördern. Jede Regenwurm-Art hat also ihre ganz eigene Rolle im komplexen Ökosystem des Bodens.
Wolle im Weinberg?
Austrieb

Wolle im Weinberg?

Es tut sich mächtig was im Weinberg! Wir können förmlich dabei zusehen, wie Saft in die trockenen Weinstöcke schießt. Die ersten neuen Triebe und Augen schauen schüchtern ins Licht und räkeln sich in den ersten Sonnenstrahlen. Noch ist jedes Auge von einem kleinen Mäntelchen geschützt, das aus ganz dünnen Fasern besteht. Es sieht aus wie Wolle und daher sagen die Wengerter, dass die Reben »in der Wolle stehen«. Wenn die Knospen der Weinrebe in die Wolle gehen, handelt es sich um einen umgangssprachlichen Ausdruck, was damit gemeint ist: Austrieb der Reben: Im Frühjahr, wenn die Temperaturen steigen und die Tage länger werden, beginnen die Weinreben aus ihren Knospen auszutreiben. Neue Triebe und Blätter bilden sich, und die Rebe erwacht aus der Winterstarre. Wolle: Die Bezeichnung “Wolle” bezieht sich auf die filzigen, behaarten Knospen, die an den Reben erscheinen, wenn sie austreiben. Diese Knospen sind mit winzigen Härchen bedeckt, die wie Wolle aussehen. Wachstumsschub: Wenn die Knospen der Weinrebe in die Wolle gehen, bedeutet dies, dass sie aktiv wachsen und neue Triebe bilden. Dies ist ein Zeichen dafür, dass die Rebe gesund ist und sich auf die bevorstehende Vegetationsperiode vorbereitet. Es ist ein erfreulicher Anblick für die Wengerter, da er darauf hinweist, dass die Reben bereit sind, Blätter zu produzieren und schließlich Trauben zu tragen. In dieser Zeit schauen die Wengerter jedoch auch immer ganz besonders auf den Nachthimmel und das Thermometer, da die Knospen der Rebe besonders frostempfindlich sind. Die Eisheiligen sind ein Wetterphänom, das zwischen dem 11. und 15. Mai auftritt und mit einem plötzlichen Kälteeinbruch einhergehen kann. Dieser entsteht, wenn sich das Festland im Frühling schneller erwärmt als das Meer. Durch den Temperaturunterschied kommt es zu Luftbewegungen, die Polarluft aus dem Norden bis nach Mitteleuropa strömen lassen. In der Folge sinken die Temperaturen, insbesondere in klaren Nächten, in den einstelligen Bereich oder gar unter den Gefrierpunkt, sodass sich Frost bilden kann. Die Eisheiligen haben ihren Namen von den Heiligen, denen sie gewidmet sind: Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia. Bauern im Mittelalter verknüpften ihre Beobachtungen mit religiösen Elementen und formulierten Bauernregeln wie “Wenn es an Pankratius friert, so wird im Garten viel ruiniert” oder “Lässt Pankratius mit Frösten grüßen, muss die Apfelblüte büßen”. Diese Regelungen halfen ihnen, die frostgefährdeten Tage besser im Blick zu behalten. Die Kalte Sophie ist eine der fünf Eisheiligen und ihr Namenstag wird am 15. Mai gefeiert. Ihr bürgerlicher Name war Sophia von Rom, bekannt als “kalte Sophie” oder “nasse Sophie”. Sie war eine frühchristliche jungfräuliche Märtyrerin und starb 304 n. Chr. Papst Sergius II. ließ einen Teil ihrer Reliquien unter dem Hochaltar der Kirche San Martino ai Monti in Rom beisetzen, während Bischof Remigius von Straßburg andere Reliquien in die Abtei Eschau brachte. Die heilige Sophia von Rom wird oft gegen Spätfröste angerufen und um eine gute Ernte gebeten. Nachtfröste sind besonders gefährlich für Reben. Sie treten auf, wenn die Temperaturen nachts unter den Gefrierpunkt fallen. Hier sind einige Gründe, warum sie problematisch sind: Zellschäden: Bei Frost gefriert das Wasser in den Zellen der Pflanzen. Wenn das Wasser gefriert, dehnt es sich aus und kann die Zellwände beschädigen. Dies führt zu Zellschäden und kann das Wachstum der Pflanze beeinträchtigen. Gefrieren der Gewebe: Frost kann dazu führen, dass das Gewebe der Rebe gefriert. Dies kann die Leitbahnen blockieren und den Transport von Wasser und Nährstoffen behindern. Einen effektiven Schutz für Reben gegen Nachtfröste gibt es leider nicht. Für den nächsten Spaziergang im Weinberg zur Beobachtung des Austriebs empfehlen wir einen Lemberger 401 trocken.
Der Kampf mit den Steinen
Eidechse

Der Kampf mit den Steinen

Lesesteinriegel, auch bekannt als Steinriegel, sind noch vereinzelt in den alten Weinbergen von Roßwag zu finden. Sie sind Überreste vergangener Zeiten, als die vielen Steine im Boden lästig waren und deshalb herausgelesen und entlang der Grundstücksgrenzen aufgehäuft wurden. Diese Steinwälle ziehen sich lange durch das Gelände. Die mühsame Arbeit lohnte sich aufgrund der hohen Erträge des Weinanbaus auf begrenzter Fläche.Steinriegel, ob kahl oder bewachsen, dienen als Wärmespeicher und bieten Lebensraum für verschiedene Tiere und Pflanzen, die Wärme und Sonne lieben. Seltene Insekten, Schnecken, Reptilien und Felspflanzen finden hier einen Rückzugsort. Selbst bewachsene Steinriegel bieten Vögeln, Eidechsen, Igeln und anderen Kleintieren einen idealen Unterschlupf.Aufgrund ihrer Bedeutung für die Tier- und Pflanzenwelt sowie das Landschaftsbild sind alle Steinriegel gemäß § 32 des Naturschutzgesetzes von Baden-Württemberg besonders geschützt und dürfen nicht beeinträchtigt oder zerstört werden. Bei modernen Neugestaltungen von Weinbergen werden die artenreichen Steinriegel in das Biotopverbundsystem integriert. Für den nächsten Steinriegelausflug in die Rosswager Halde empfehlen wir, einen Zukunftswein, einen Souvignier Gris trocken mitzunehmen. Riechen und fühlen Sie die Mineralität.
Upgrade im Weinberg? Geht das?
Grünveredelung

Upgrade im Weinberg? Geht das?

Grünveredelung, oder auch Standortveredlung, ist eine spezielle Methode um alte Weinreben nachträglich umzuveredeln. Also zum Beispiel aus einer Rotweinrebe eine Weißweinrebe oder auch eine resistente, zukunftsfähige Rebsorte zu machen. Und dies direkt an der Rebe, im Weinberg, ohne diesen zu roden oder neu zu bepflanzen. Eine schnelle, effiziente Möglichkeit, vor allem in der Steillage, mit wenig Ertragsausfall einen Weinberg zukunftsfähig zu machen. Im Lembergerland haben sich 20 Wengerter zusammengefunden und vorbereitet um Ihre Reben, zum Beispiel von Trollinger auf Zukunftsreben wie Souvignon Gris umzuveredeln. Wie funktioniert das Grünveredeln? Angewendet wird das Okkulationsverfahren oder auch Chip-Budding-Verfahren genannt. Hier eine kurzer Überblick und Beschreibung des Verfahrens: Vorbereitung der Unterlage, also des alten Rebstockes: Zunächst werden die gesunden und kräftigen Rebstöcke ausgewählt, die als Unterlagen dienen sollen. Anschließend wird an diesen Rebstöcken ein T-förmiger Schnitt in die Rinde gemacht, etwa auf halber Höhe des Stammes.   Vorbereitung des Pflanzenmaterials: Als nächstes werden die Ein-Augen-Chips vorbereitet. Dazu werden kleine Stücke aus einem einjährigen Rebtrieb, mit einem Auge (Knospe) von der gewünschten Rebsorte abgeschnitten.     Einsetzen der Chips: Die vorbereiteten Chips werden dann in den T-Schnitt in der Rinde des Rebstamms eingesetzt. Der Chip wird so platziert, dass das Auge nach außen zeigt und die Rinde des Chips mit der Rinde des Stammes gut verbunden ist. Fixierung: Nachdem die Chips eingesetzt wurden, werden sie mit Bast oder einem anderen geeigneten Material fest am Stamm befestigt, um sicherzustellen, dass sie an Ort und Stelle bleiben und eine gute Verbindung hergestellt wird.   Wachstum und Pflege: Nachdem die Chips erfolgreich eingepfropft wurden, beginnen sie zu wachsen und sich mit dem Stamm zu verbinden. Es ist wichtig, die gepfropften Pflanzen sorgfältig zu pflegen und zu überwachen, um sicherzustellen, dass sie gut anwachsen. Hört sich einfach an, jedoch gehört dazu viel Erfahrung und vor allem jede Menge Fingerspitzengefühl für die Rebstöcke.  Alles gut angewachsen. Rebstock, mehrere Monate nach der Grünveredlung. So ist das Chip-Budding-Verfahren eine effektive Methode zur Grünveredelung, vor allem natürlich bei uns im Steillagenkollektiv, im terrassierten Weinbau. Hier ist die Rodung, also die Entfernung der Reben und der Rebwurzeln, die Neupflanzung mit dem Ausheben der Pflanzlöcher und das Angießen besonders aufwändig und harte Arbeit, da kein Maschineneinsatz möglich ist. Zu dem sind neu gepflanzte Reben sehr anfällig gegenüber Trockenheit und müssen bei Bedarf bewässert werden können. Auch hier sind wir in den Terrassen sehr eingeschränkt. Die „alten“ Reben haben ein großes und belastbares Wurzelwerk. So haben unsere Wengerter eine gute Möglichkeit die Zukunftsfähigkeit der Kulturlandschaft mit neuen und robusten Rebsorten auf den bestehenden Rebstöcken zu verbessern. Veredlungsstelle und Rebschnitt nach einem Jahr. Wir haben natürlich einen passenden Wein für das Reben-Upgrade, einen trockenen NOVUM Souvignier Gris.
Die Winterruhe im Weinberg
Rebschnitt

Die Winterruhe im Weinberg

Winterruhe, auch Saftruhe, Vegetationsruhe oder Winterstarre genannt ist ein wichtiger Teil im jährlichen Vegetationszyklus der Weinrebe. Es wird darunter die absolute Ruhezeit der Pflanze zwischen dem Blattfall im Herbst bis zum Austrieb im Frühjahr verstanden. Zu dieser Zeit ruht der Saft- und Energiefluss von den Wurzeln zu den Trieben und umgekehrt. Das ist der ideale Zeitpunkt für den Rebschnitt, mit dem der nächste Vegetationszyklus eingeleitet wird. Die Winterruhe umfasst auf der nördlichen Halbkugel den Zeitraum von Dezember bis Februar, sowie auf der südlichen Halbkugel von Juni bis August. Das Wachstumsphase beginnt dann wieder mit der Knospenschwellung und dem Austrieb.  Was passiert eigentlich alles bei der Winterruhe im Weinberg? Die Winterruhe ermöglicht den Reben, sich von der vorherigen Vegetationsperiode zu erholen und Energie für das kommende Jahr zu sammeln. Nach dem Herbst – dem Ende der Reifephase, entziehen die Reben auch den Blättern alle Nährstoffe und speichern diese in ihren Wurzeln.  Hierzu auch ein kurzer Rückblick in die Phase wo noch Trauben und Blätter am Rebstock waren. Die Umwandlung von Zucker in Stärke bei der Weinrebe findet während des Reifungsprozesses der Trauben statt. Zu Beginn der Reifeperiode enthalten die Trauben hauptsächlich Zucker, der für den süßen Geschmack verantwortlich ist. Im Laufe der Reifung wandelt die Weinrebe jedoch einen Teil dieses Zuckers in Stärke um. Der Zeitpunkt dieser Umwandlung variiert je nach Rebsorte und klimatischen Bedingungen. In der Regel beginnt die Umwandlung von Zucker in Stärke gegen Ende des Sommers oder zu Beginn des Herbstes, wenn die Trauben ihre volle Reife erreichen. Dieser Prozess wird als "Stärkeaufbau" bezeichnet. Der Nutzen dieser Umwandlung liegt darin, dass die Stärke als Energiespeicher für die Pflanze dient. Während des Winters, wenn die Weinrebe in ihre Ruhephase eintritt, kann sie auf diese gespeicherte Energie zurückgreifen, um im nächsten Frühjahr wieder auszutreiben und zu wachsen.  Die Winterruhe bietet unseren Steillagenwengertern nicht nur die Möglichkeit den Rebschnitt durchzuführen sondern auch  die kommende Saison zu planen. Sie können Ernteergebnisse analysieren, Entscheidungen bezüglich Begrünung, Bodenpflege, Düngung, Pflanzenschutz und anderen wichtigen Aspekten des Weinbaus, wie zum Beispiel Trockenmauerrestaurierung, zu treffen und den Weinberg für das kommende Jahr vorbereiten.  Somit ist sie entscheidend, um die Gesundheit der Reben zu erhalten, den Boden zu pflegen und den Weinberg für eine erfolgreiche Vegetationsperiode vorzubereiten. Zur Winterruhe passen gut gereifte Weine wie unsere Meisterwerke oder zwischendurch auch gerne mal ein heißer Glühwein