Trockenmauerbau im Weinberg und die tierischen Bewohner
Artenvielfalt

Trockenmauerbau im Weinberg und die tierischen Bewohner

Trockenmauern sind nicht nur ein traditionelles Element der Weinbaukultur, sondern auch ein wichtiger Bestandteil der Landschaftspflege. Sie bieten nicht nur eine stabile Struktur zur Abgrenzung von Parzellen, sondern fördern auch die Biodiversität in Weinbergen. Der Trockenmauerbau Um eine Trockenmauer im Weinberg erfolgreich wieder aufzubauen, ist es wichtig, geeignete Steine auszuwählen, die lokal verfügbar sind und gut zur Umgebung passen. Ideale Materialien sind Natursteine wie Muschelkalk, Granit, Kalkstein oder Sandstein. Die Steine müssen unterschiedliche Größen haben, um eine stabile Struktur zu gewährleisten. Zu den Werkzeugen gehören neben viel Muskelkraft eine Schaufel, ein Spaten, ein Hammer, ein Meißel, eine Wasserwaage, eine Schnur oder Richtschnur sowie Handschuhe und eine Sicherheitsbrille. Falls Teile der alten Mauer noch vorhanden sind, werden diese vorsichtig entfernt. Dabei ist es wichtig, die Steine nicht zu beschädigen, da sie möglicherweise wiederverwendet werden können. Anschließend wird ein Fundament für die neue Mauer erstellt. Hierzu wird ein Graben ausgehoben, der etwa 30 cm tief sein sollte – je nach Größe der Steine kann dies variieren. Der Graben sollte breiter sein als die geplante Mauer. Der Graben wird dann mit einer Schicht grobem Kies oder Schotter von etwa 10 cm Dicke aufgefüllt, um eine gute Drainage zu gewährleisten. Nun beginnt der eigentliche Mauerbau. Es wird die erste Reihe von Steinen am unteren Ende des Hangs oder des Geländes gelegt und man verwendet zuerst die größten Steine. Dies müssen sehr stabil liegen und eine gerade Linie bilden. Eine Wasserwaage hilft  dabei sicherzustellen, dass die Steine eben sind. Nun kommen weitere Steinreihen hinzu. Es werden kleinere Steine für die oberen Reihen verwendet und Hohlräume zwischen den größeren Steinen mit kleineren Steinen oder Kies aufgefüllt. Die Fugen zwischen den Steinen sollten versetzt sein – ähnlich wie bei einem Ziegelmauerwerk, da dies die Stabilität der Mauer erhöht. Es ist darauf zu achten, dass jede Reihe gut verankert ist und keine großen Lücken entstehen. Die Oberkante der Mauer sollte leicht geneigt sein (ca. 5–10 Grad), um einen effektiven Wasserabfluss zu ermöglichen und Erosion zu verhindern. Zum Abschluss werden in den Ritzen und Spalten zwischen den Steinen Pflanzen wie Kräuter oder Wildblumen angepflanzt. Dies verbessert nicht nur das Erscheinungsbild der Mauer, sondern hilft auch dabei, Erosion zu verhindern. Nach vielen schweißtreibenden Arbeitsstunden - ein großer Mauerstein wiegt gerne einmal 50 bis 70 Kilogramm - ist die Trockenmauer nicht nur ein schöner Anblick im Weinberg, sondern auch ein wertvoller Beitrag zur Landschaft und Artenvielfalt. Tierische Bewohner der Trockenmauer Nach dem Bau einer Trockenmauer entsteht ein neuer Lebensraum für zahlreiche Tierarten. Die Ritzen und Spalten zwischen den Steinen bieten ideale Nist- und Rückzugsmöglichkeiten für verschiedene Tiere. Eidechsen: Besonders häufig sind Zauneidechsen anzutreffen. Sie nutzen die warmen Steinoberflächen zum Sonnenbaden und finden in den Ritzen Schutz vor Fressfeinden. Insekten: Trockenmauern sind ein Paradies für Insekten wie Bienen, Wespen und Käfer. Viele Arten nutzen die Mauern als Nistplatz oder Lebensraum. Wildbienen beispielsweise nisten oft in den Hohlräumen der Steine. Vögel: Einige Vogelarten wie verschiedene Finkenarten nutzen die Mauern als Brutstätten oder Ruheplätze. Ihre Nester finden sie in den Spalten der Mauer. Säugetiere: Kleinere Säugetiere wie Mäuse oder Igel können ebenfalls in den Hohlräumen leben oder sich dort verstecken. Diese Tiere tragen zur natürlichen Schädlingsbekämpfung im Weinberg bei. Amphibien: In feuchteren Regionen können auch Amphibien wie Frösche oder Molche in der Nähe von Trockenmauern vorkommen, da diese Strukturen oft mit Feuchtgebieten verbunden sind. Bedeutung für die Biodiversität Die Schaffung von Trockenmauern fördert nicht nur die Artenvielfalt im Weinberg, sondern trägt auch zur ökologischen Stabilität des gesamten Ökosystems bei. Indem die Mauern Lebensräume für verschiedene Arten bieten, helfen sie dabei, das Gleichgewicht zwischen Pflanzenfressern und deren Fressfeinden aufrechtzuerhalten. Darüber hinaus können gesunde Populationen von Nützlingen wie Insektenbestäubern dazu beitragen, die Erträge im Weinbau zu steigern und gleichzeitig den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren. Fazit Der Trockenmauerbau im Weinberg ist weit mehr als nur eine traditionelle Bauweise; er ist ein wichtiger Beitrag zur Förderung der Biodiversität und zur Schaffung eines nachhaltigen Ökosystems. Durch das Verständnis der tierischen Bewohner dieser Mauern können Winzer nicht nur ihre Anbaumethoden optimieren, sondern auch aktiv zum Schutz der Natur beitragen. Die Kombination aus traditionellem Handwerk und ökologischer Verantwortung macht den Trockenmauerbau zu einem wertvollen Element im modernen Weinbau.
Laubarbeiten im Weinberg: Der Schlüssel für gesunde Trauben und hochwertigen Wein
Durchlüftung

Laubarbeiten im Weinberg: Der Schlüssel für gesunde Trauben und hochwertigen Wein

Die Arbeit im Weinberg ist vielfältig und erfordert viel Fachwissen, Leidenschaft und Fingerspitzengefühl. Eine der wichtigsten Aufgaben in der Pflege des Weinbergs sind die sogenannten Laubarbeiten. Sie tragen maßgeblich dazu bei, gesunde Trauben zu fördern, den Reifeprozess zu optimieren und letztlich die Qualität des Weins zu optimieren. Warum sind Laubarbeiten so wichtig? Das Laub im Weinberg erfüllt mehrere Funktionen: Es schützt die Trauben vor zu starker Sonneneinstrahlung, sorgt für eine gute Belüftung und hilft, Krankheiten vorzubeugen. Gleichzeitig kann eine falsche oder unzureichende Laubarbeit jedoch auch negative Folgen haben, wie z.B. eine schlechte Durchlüftung, erhöhte Krankheitsanfälligkeit oder ungleichmäßige Reifung. Die wichtigsten Laubarbeiten im Überblick RebschnittDer erste Schritt ist der Rebschnitt im Winter oder frühen Frühjahr. Dabei werden alte Triebe entfernt, um die Vitalität der Pflanze zu erhalten und das Wachstum zu steuern. Ausdünnen der BlätterIm Laufe des Vegetationszyklus werden gezielt Blätter entfernt, um die Luftzirkulation zu verbessern und die Sonneneinstrahlung auf die Trauben zu erhöhen. Das fördert eine gleichmäßige Reifung und reduziert das Risiko von Pilzkrankheiten wie Mehltau. Ausbrechen und EntblätternIn den Phasen vor der Lese werden einzelne Blätter entfernt, um die Trauben besser sichtbar zu machen und den Reifeprozess zu beschleunigen. Besonders bei spät reifenden Sorten ist diese Maßnahme hilfreich. SchornenDas Entfernen überschüssiger Triebe (Schornen), oft wachsen aus einem Auge zwei Triebe, sorgt für eine bessere Luftzirkulation und erleichtert die Arbeit im Weinberg sowie die Ernte. Der Ertrag wird hierdurch auch bereits begrenzt. Laubarbeiten sind nicht nur gut für die Reben, auch für die Gesundheit. Denn die gestreckten Arme und erhobenen Hände entlasten Herz und Kreislauf. Vielleicht werden deshalb Wengerter und Dirigenten so alt. Wann sollten Laubarbeiten durchgeführt werden? Der richtige Zeitpunkt ist entscheidend: Frühjahr: Schnittmaßnahmen zur Steuerung des Wachstums, entfernen von Doppeltrieben  Vor der Blüte: Entfernen alter oder unerwünschter Triebe Sommer: Ausdünnen der Blätter zur Verbesserung der Belüftung und Sonneneinstrahlung Herbst: Kontrolle vor der Lese, um optimale Traubenqualität sicherzustellen Fazit Laubarbeiten sind ein essenzieller Bestandteil der Weinbergsarbeit. Sie erfordern Erfahrung und Feingefühl, denn nur durch gezielte Maßnahmen kann man das Gleichgewicht zwischen Pflanze, Traube und Umwelt herstellen. Ein gut gepflegter Weinberg mit sorgfältigen Laubarbeiten legt den Grundstein für hochwertige Weine voller Charakter. Unsere Weinempfehlung hierzu, der frische, im Geruch leicht an frisch geschnittenes Gras erinnernde  Cabernet Blanc "Novum" trocken! 
Wenn der Genuss ins Stocken gerät - Weinfehler und wie sie riechen

Wenn der Genuss ins Stocken gerät - Weinfehler und wie sie riechen

Wein trinken soll Freude bereiten – aber was, wenn der Wein nicht so mitspielt, wie man es sich wünscht? Weinfehler können echt frustrierend sein und den ganzen Genuss verderben. Ist ein Wein fehlerhaft, ist die Qualität leider egal.  Besonders ärgerlich sind Weinfehler bei Flaschen, die man lange gelagert hat, um den perfekten Moment abzupassen. Diese Weine waren oft teuer und man hat sich richtig darauf gefreut. Wenn man sie dann mit Freunden oder der Familie öffnet und feststellt, dass etwas nicht stimmt – das ist einfach nur doof! Aber keine Sorge, als informierter Weinkenner kann man mit seinem Wissen glänzen. Hier sind die häufigsten Weinfehler und wie du sie erkennst: Korkton Der Klassiker unter den Weinfehlern! Korkton wird durch TCA (2,4,6-Trichloranisol) verursacht und hat einen typischen korkigen Geruch. Manchmal riecht er auch ledrig-muffig. Interessant: Korkton kann sogar in Flaschen mit Schraubverschluss auftreten! Wenn dein Wein nach Kork riecht, ist das ein klares Zeichen. Ein kleiner Trick: Mische den verdächtigen Wein mit Mineralwasser – wenn der Fehler stärker wird, hast du es mit Kork zu tun! Muffton Ähnlich wie der Korkton, aber kommt oft aus super sauberen Kellern! Der Muffton entsteht durch chlorhaltige Reinigungsmittel und riecht nach nasser Pappe oder altem Leder. Wenn dein gealterter Wein plötzlich muffige Noten zeigt, könnte das daran liegen. Böckser Ein weiterer häufiger Fehler! Der Böckser entsteht durch einen sauerstoffarmen Ausbau und Nährstoffmangel im Most. Er kann nach fauligen Eiern oder sogar nach Zwiebeln und Knoblauch riechen. Ein einfacher Test: Wirf eine Kupfermünze in dein Glas – wenn der Geruch verschwindet, hast du einen Böckser! Flüchtige Säuren Das sind Säuren, die leicht aus dem Wein entweichen können – vor allem Essigsäure. Wenn dein Wein nach Lösungsmittel riecht oder ein kratzendes Gefühl beim Schlucken hinterlässt, könnte das auf flüchtige Säuren hindeuten. UTA (Untypischer Alterungston) Dieser Fehler tritt meist in Weißweinen auf und entsteht durch Nährstoffmangel während der Gärung. UTA-Weine können stumpf schmecken und an Akazienblüten oder sogar an nasse Schmutzwäsche erinnern. Milchsäurestich (Diacetyl) Diacetyl gibt dem Wein ein buttriges Aroma – in kleinen Mengen ist das okay! Aber wenn es überhandnimmt und der Wein stark nach Butter riecht, dann leidet er an einem Milchsäurestich. Mit diesem Wissen bist du bestens gerüstet für deine nächste Weinverkostungen, und der Wein der Dir persönlich schmeckt, ist der Beste!! Mir schmeckt zur Zeit der 401 Rosé trocken am aller Besten - ganz ohne Fehler ;-), frisch, inspirierend und die Leichtigkeit, das Leben zu genießen, liebe Grüße Bertram 
Boden und Weinqualität, das Geheimnis des Terroirs
Biodiversität

Boden und Weinqualität, das Geheimnis des Terroirs

Die Rebe ist das Sprachrohr des Bodens – und das Lembergerland ist ein perfektes Beispiel dafür, wie unterschiedliche Bodenstrukturen den Charakter unserer Weine prägen. Hier treffen Muschelkalk im Enztal und Keuper im Stromberg aufeinander und schaffen ein einzigartiges Terroir, welches sich in unseren Weinen widerspiegelt. Der Boden ist nicht nur die Grundlage des Lebens, sondern auch der Schlüssel zu unseren Weinen. Deshalb gehen wir pfleglich mit ihm um. Das Gedächtnis der NaturDer Boden speichert das Gedächtnis der Natur. In ihm leben unzählige Organismen, die zusammen das sogenannte Edaphon bilden – eine komplexe Gemeinschaft aus Bodenflora, Bodenfauna und Mikroorganismen. Ein Kubikmeter Boden kann beeindruckende 100 Billionen Bakterien, 100 Millionen Algen, 100 Millionen Geißeltierchen, 100 Millionen Pilze sowie zahlreiche Milben, Käfer, Regenwürmer und andere Lebewesen enthalten. Diese Vielfalt ist nicht nur faszinierend, sondern spielt auch eine entscheidende Rolle für die Gesundheit unserer Weinreben. Die Bedeutung der BodenpflegeDie Pflege des Bodens hat einen direkten Einfluss auf den Wasser- und Nährstoffhaushalt – und damit auf die Qualität unserer Weine. In trockenen Jahren kann eine wasserschonende Pflege den Extraktgehalt und die Ausdruckskraft der Weine erheblich verbessern. Zudem fördert sie die Stickstoffaufnahme, die für die Hefeernährung und Aromastoffbildung unerlässlich ist. Eine ausgewogene Vitalität des Laubes in der Reifephase unterstützt die Zuckerproduktion; jedoch kann zu hohe Vitalität das Risiko von Krankheiten wie Botrytis erhöhen.Im deutschen Weinbau ist es gängig, jede zweite Gasse offen zu halten und die andere mit Gras zu begrünen. Dieses System bietet jedoch wenig Abwechslung und Lebensraum für Pflanzen- und Tierarten. Eine vielfältige Pflanzengesellschaft dagegen kann die Artenvielfalt erheblich steigern, indem sie den Boden intensiver durchwurzelt, eine schattenspendende Streuschicht bildet und Nützlinge fördert. Biodiversität im WeinbergEine beeindruckende Zählung in der Enzschleife in Mühlhausen ergab über 180 Nachtfalterarten – ein Beweis für die reiche Biodiversität in unseren Weinbergen! Um diese Vielfalt weiter zu fördern, sind schmale Blühstreifen in der Mitte der Gassen oder in den Weinbergterrassen eine praktikable Lösung. Diese Blühstreifen reduzieren die Wasserkonkurrenz zu den Reben und tragen gleichzeitig zur Erhöhung der Artenvielfalt bei.Um Blühstreifen effektiv zu integrieren, sind angepasste Bearbeitungstechniken erforderlich. Spezielle Mulcher für begrünte Gassen helfen dabei, diese wertvollen Flächen zu schonen. Der Weg nach vornWinzer sollten individuelle Beobachtungen nutzen, um das richtige Maß an Bodenpflege für jede Parzelle zu finden. Die Kombination von angepasster Bewirtschaftung mit Blühstreifen könnte nicht nur die Biodiversität fördern, sondern auch positive Auswirkungen auf das Wachstum und die Erträge der Reben haben.Es wäre wünschenswert, dass Blühstreifen künftig fester Bestandteil des Bodenpflegesystems im Weinbau werden – im Steillagenkollektiv sind sie bereits heute ein fester Bestandteil. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass unsere Böden gesund bleiben und unsere Weine weiterhin von höchster Qualität sind! Muschelkalk Terroir pur spürt, riecht und schmeckt man im Lemberger Blauer Stein.
Frühling im Weinberg
Frühling

Frühling im Weinberg

Der Frühling im Weinberg ist eine faszinierende Zeit des Erwachens und der Erneuerung. Wenn die Temperaturen steigen und die Tage länger werden, beginnt der Boden, sich zu regenerieren. Die ersten Sonnenstrahlen aktivieren das Bodenleben: Mikroben, Würmer und andere Organismen erwachen aus ihrer Winterruhe und beginnen, organisches Material abzubauen. Dies fördert die Nährstoffverfügbarkeit für die Reben und trägt zur Gesundheit des Bodens bei.In dieser Zeit sprießen auch zahlreiche Wildkräuter, die nicht nur das Landschaftsbild bereichern, sondern auch eine wichtige Rolle im Ökosystem spielen. Zu den ersten Wildkräutern, die im Weinberg erscheinen, gehören: Gänseblümchen (Bellis perennis): Diese kleinen Blumen sind ein Zeichen für den Frühling und ziehen viele Bestäuber wie Bienen an. Sie sind essbar und können in Salaten verwendet werden. Löwenzahn (Taraxacum officinale): Löwenzahn ist ein äußerst nützliches Kraut. Seine Blüten sind eine wichtige Nahrungsquelle für Bienen, während die Blätter reich an Vitaminen sind und in der Küche Verwendung finden können. Zudem hilft der Löwenzahn, den Boden zu belüften und Nährstoffe zu mobilisieren. Brennnessel (Urtica dioica): Brennnesseln sind nicht nur nährstoffreich, sondern auch ein wichtiger Lebensraum für Schmetterlinge und andere Insekten. Sie können als Dünger oder in Tees verwendet werden. Klee (Trifolium spp.): Klee ist bekannt für seine Fähigkeit, Stickstoff im Boden zu binden, was ihn zu einem wertvollen Partner für Reben macht. Er zieht zudem viele Bestäuber an. Schafgarbe (Achillea millefolium): Diese Pflanze hat nicht nur heilende Eigenschaften, sondern zieht auch nützliche Insekten wie Marienkäfer an, die Schädlinge bekämpfen. Diese Wildkräuter tragen zur Biodiversität im Weinberg bei und fördern ein gesundes Ökosystem. Sie bieten Nahrung für Bestäuber und andere nützliche Insekten, während sie gleichzeitig den Boden verbessern und das Wachstum der Reben unterstützen. Der Frühling im Weinberg ist somit nicht nur eine Zeit des Wachstums für die Reben selbst, sondern auch ein wichtiger Moment für das gesamte Ökosystem rund um den Weinbau. Und, jetzt beginnt auch das "Rebenbluten", wenn die Wurzeln die erste Energie in die Triebe schicken. Ein tolles, auch optisch interessantes Schauspiel. Der passende Wein zum Frühling? Wir empfehlen den fruchtig, inspirierender Weissen Schwan . Lebensfreude pur.
Reben – Klimawandel – Beiaugen
Austrieb

Reben – Klimawandel – Beiaugen

Der Klimawandel ist nicht mehr zu leugnen – die Temperaturen steigen weltweit, und Deutschland hat in den letzten Jahren Hitzesommer erlebt, die vor 30 Jahren unvorstellbar waren. Eine der überraschendsten Folgen? Die Gefahr von Frostschäden in den Weinbergen nimmt zu. Klingt paradox, ist aber Realität. Durch die milderen und kürzeren Winter treiben die Reben früher aus, was sie anfälliger für Spätfröste macht. Deutschland liegt zwischen dem 47. und 55. Breitengrad und ist nach wie vor von Kaltlufteinbrüchen aus der Polarregion betroffen, die bis Mitte Mai auftreten können – man denke an die Eisheiligen. Während Winzer schon immer mit der Bedrohung durch Spätfröste leben mussten, waren Minusgrade im April bis in die 1990er Jahre meist unproblematisch, da die Reben in der Regel noch nicht ausgetrieben hatten. Doch im Jahr 2024 zeigten sich bereits Ende März erste grüne Blätter an den Reben in frühen Lagen – ein Alarmzeichen für die Winzer. In einigen Weinbaugemeinden kam es zu erheblichen Schäden, weil die Nachttemperaturen im April unter null Grad fielen. Es gibt verschiedene Arten von Frost: Strahlungsfrost und Windfrost. Strahlungsfrost tritt auf, wenn es windstill und klar ist. Kalte Luft sinkt dann auf den Boden, während wärmere Luft aufsteigt – ein Phänomen, das als Inversionswetterlage bekannt ist. In Senken oder an Dämmen kann sich diese kalte Luft stauen und gefährdet Rebstöcke, die bereits ausgetrieben haben. Windfrost hingegen bringt kalte Luft über das Land und kann überall Frostschäden verursachen – egal ob auf Hügeln oder am Hangfuß. Trotz dieser Herausforderungen gibt es Hoffnung für Winzer: Die sogenannten „Beiaugen“ (oder Nebenaugen) können helfen. Diese Knospen bilden sich im Sommer und warten darauf, im nächsten Frühjahr auszutreiben. Wenn der Haupttrieb durch Frost geschädigt wird, können die Nebentriebe aktiv werden. Diese sind zwar weniger fruchtbar als die Haupttriebe, aber gesunde Reben haben ein gutes Regenerationspotential. So kann ein Verlust von 50 Prozent erfrorener Triebe durch eine höhere Anzahl an Beeren an den Nebentrieben teilweise ausgeglichen werden. Die Auswirkungen des Frosts variieren je nach Rebsorte: Wer Burgundersorten oder Silvaner anbaut, hat auch bei Totalschaden gute Chancen auf eine kleinere Ernte. Bei Sorten wie Dornfelder oder Sauvignon Blanc sieht es jedoch düsterer aus; hier bleibt oft nur eine minimale Ernte übrig. Was bleibt dem Winzer also nach einem Frostschaden? Die Arbeit bleibt gleich – auch wenn kaum Ertrag zu erwarten ist. Im Gegenteil: Es könnte sogar mehr Arbeit anfallen, da geschädigte Rebstöcke sorgfältig gepflegt und wieder aufgebaut werden müssen. Zunächst wartet man darauf, dass die Beiaugen austreiben und neue Triebe bilden – das kann zwei bis drei Wochen dauern. Abgefrorene Triebe werden entfernt, sobald sie eintrocknen. Wenn nur Teile der ersten Triebe erfroren sind, wird es kompliziert: Die Trauben entwickeln sich dann unterschiedlich schnell, was eine mühsame Handlese zur Folge hat – Maschinenlese wäre hier problematisch. Fazit: Mehr Arbeit bei weniger Ertrag – trotz der Hoffnung auf Beiaugen! Der passende Wein zum Blogbeitrag ist ein Satin Noir, eine robuste Zukunftsrebe.
Was alles so im Wein drin ist!
Ester

Was alles so im Wein drin ist!

Die Vielfalt der Weininhaltsstoffe ist manchmal fast unbeschreiblich – und das im wahrsten Wortsinn. Grüne Äpfel, Bananen, Quitten, Kirschen, Brombeeren, Dörrobst, Minze, Pfeffer, Tabak, Nelken, Leder oder Waldboden – all das und noch viel mehr lässt sich im Wein erschnüffeln, je nachdem, was man gerade im Glas hat. Stimmt’s? Nein! Schließlich werden weder Bananen, noch Pfeffer, noch Waldboden verarbeitet. Auch Feuersteine gibt es nicht im Wein. Was wir riechen, sind Alkohole, flüchtige Säuren (Essig), Pyrazine (grüner Paprika), flüchtige Phenole (von Brettanomyces bis Röstaromen), Thiole (von Grapefruit bis Mercaptanböckser), Terpene (von Muskat über Rosenblüten bis Zitrusfrüchte), Ester (von Banane bis Nagellack), Lactone (ringförmige Ester), Aldehyde und Ketone (von Zimt über Vanille bis Aceton) oder Sulfide (von Knoblauch bis faule Eier). Für den Geruch und auch den weitaus größten Teil des Geschmacks von allem, was wir zu uns nehmen, sind die genannten flüchtigen Stoffe verantwortlich, die wir mit der Nase und zu einem großen Teil über unser retronasales System, also über den Mund, wahrnehmen. Wir riechen über den Mund und bezeichnen den Eindruck als Geschmack. Am deutlichsten wird das bei einem starken Schnupfen: Wenn die Nase zu ist, weil das olfaktorische Zentrum (die Rezeptoren im Nasenraum) verschleimt ist, ist der Geschmack weg. Unser Geruchssinn übernimmt definitiv den weit überwiegenden Part bei der Weinbeurteilung, auch wenn meist von Weingeschmack die Rede ist. Bekanntlich spielen für die Weinbeurteilung zusätzlich die Weinfarbe und der Eindruck am Gaumen, das Mundgefühl, eine große Rolle. Neben den Augen hat hier die Zunge ihre Aufgabe – auch wenn sie nur süß, sauer, salzig, bitter und umami detektieren kann. Süßes und Säure werden am häufigsten angesprochen, aber auch bitter ist ein häufig verwendeter Begriff, vor allem, wenn kritisiert wird. Hier kommen die nicht flüchtigen, die nicht riechbaren Phenole ins Spiel. Von der Stoffgruppe der Phenole war an dieser Stelle schon sehr häufig die Rede. Sie zählen zu den sekundären Pflanzenstoffen, von denen heute rund 8.000 bekannt sind und die den Pflanzen als Farbstoffe, Bitterstoffe, Aromastoffe oder Phytoalexine dienen. Letztere sind Abwehrstoffe gegen Fressfeinde, also Giftstoffe, deren letale Wirkung der Mensch schon sehr früh zu nutzen gelernt hat. Die Menschen haben aber auch schon vor tausenden von Jahren gewusst, dass Pflanzen gesundheitsfördernd und sogar heilend wirken können. Sie wussten nur nicht, aus welchem Grund. Heute hat die Wissenschaft weitreichende Kenntnis von der Wirkung der sekundären Pflanzenstoffe, die auch zahlreich im Wein vorkommen. Relativ häufig ist dabei von Resveratrol die Rede, das durch das sogenannte „French Paradox“ bekannt wurde. Resveratrol zählt zu den Stilbenen. Anthocyane, die Pflanzenfarbstoffe, sind Flavonoide, benannt nach Balkonpflanzen. Und schließlich sind da die Anthocyane, die Farbstoffe im Wein, die zu den Flavonoiden zählen. Flavonoide sind innerhalb der Phenole eine Gruppe relativ kleiner Moleküle, die häufig zu längeren Ketten aneinandergefügt werden und dadurch völlig neue Wirkungen entfalten. Dazu zählt zum Beispiel das Catechin, aus dem durch Polymerisation, durch die Verkettung zahlreicher Catechinmoleküle, das Tannin entsteht. Auch die Flavonole sind eine Untergruppe der Flavonoide. Sie kommen in vielen Obst- und Gemüsesorten vor und haben – wie viele sekundäre Pflanzenstoffe – antioxidative Wirkung. Laut einer amerikanischen Studie sollen sie sogar dem kognitiven Abbau, also einer im Alter nachlassenden Hirnleistung, entgegenwirken. Die bereits erwähnten Anthocyane, die Pflanzenfarbstoffe, wirken ebenfalls durchblutungsfördernd und gefäßschützend. Sie heißen Pelargonidin, Petunidin oder Malvidin – klingt stark nach Balkonkasten. Und übrigens: Meinungsverschiedenheiten bei der Weinbeurteilung entstehen durch die individuelle Wahrnehmung jedes Einzelnen, durch eine multisensorische Erfahrung, die über drei Sinneskanäle zum Gehirn gelangt: Nase, Gaumen und physikalische Empfindungen (Temperatur, Kohlensäure). Wenn also in einer Probe über einen Wein diskutiert wird, liegt es schlicht in der unterschiedlichen Wahrnehmung der Teilnehmer begründet. Das heißt, jeder, der Wein verkostet, hat in seiner Empfindung recht. Und darauf einen komplexen Riesling Meisterwerk. Zum Wohl
Der Rebschnitt
Ertrag

Der Rebschnitt

Blick in den Weinberg: Die Urrebe, Vitis Sylvestris (im Wald wachsend), wächst seit über 60 Mio. Jahre auf unserem Planeten und wohl haben die Dinosaurier bereits Trauben genascht. Die jungen Rebtriebe  mussten also jedes Jahr immer wieder über das Laubdach des Urwalds hinauswachsen, um an genügend Sonnenlicht zu kommen. So sind natürlich auch die Trauben an diesen, im neuen Jahr gewachsenen Trieben gereift. Dies wird bei unseren Kulturreben durch den Rebschnitt nachempfunden. Wenn Ihr von Mühlhausen auf dem Radweg nach Rosswag unterwegs seid, kurz vor dem Fußgängersteg über die Enz, dort wo der Wald nach den Weinbergen am Roten Rain beginnt, kann man dies jedes Jahr beobachten: Wie eine verwilderte Rebe über das Laubdach "ihres Baumes" wächst und immer wieder neue Triebe mit Trauben hervorbringt. Ganz ohne Rebschnitt. So sieht man auch, dass die Reben zum natürlichen Wachstum eine Unterstützung benötigen. In unseren Weinbergen sind dies Drahtrahmen oder Pfahl, um eine nachhaltige Bearbeitung zu ermöglichen. Mit dem Rebschnitt Anfang des Jahres wird der Grundstein für die Qualität des kommenden Jahrgangs gelegt: Die Rebe wird auf ein bis zwei Ruten zurückgeschnitten, je nach Drahtrahmen. In der Abbildung sind die Rebtriebe aus dem Vorvorjahr grün, die rote Triebe sind in der vergangenen Vegetationsperiode gewachsen, an denen die Trauben gereift sind. Nur das im "Weinjahr" gewachsene Holz träg Trauben. Rückschnitt auf zwei Triebe, möglichst in Stocknähe, die letztes Jahr gewachsen sind (rot) und auf dem Holz aus dem Vorvorjahr (grün) wachsen. Je nach Ertrags- oder Qualitätsziel verbleiben ein oder zwei Ruten. Diese werden je nach den Qualitätszielen auch entsprechend in der Läge gekürzt. Hier wird in Augen je Stock oder je Quadratmeter gerechnet. Ein Auge ist der Triebansatz für das kommende Weinjahr an dem die Triebe austreiben. Unsere Wengerter setzen dabei die Maßstäbe für die Qualität der später zu erntenden Weintrauben. Das abgeschnittene Holz der Rebe wird in der terrassierten Steillage von Hand zerkleinert, in Normallagen geht dies mit Maschinen. Damit sorgen die Wengerter für eine natürliche Humusanreicherung des Bodens. Der Rebschnitt ist bis heute eine sehr aufwendige und intensive Handarbeit. Nach dem Rebschnitt und bei passenden Wetter, leicht feucht, werden die Ruten in den Drahtrahmen gebogen und befestigt. Je nach Erziehungsart. 200 Arbeitsstunden – so aufwendig ist der Rebschnitt je Hektar in der terrassierten Steillage Zum Rebschnitt gibt`s Glühwein oder besser noch Lemberger Meisterwerk trocken. 
Aktuelles aus dem Keller - Weinfiltration
Filtration

Aktuelles aus dem Keller - Weinfiltration

Zunächst einmal bedeutet Filtration, also das „Filtrieren“, wie es die Önologen nennen, das Trennen von flüssigen und festen Stoffen. Bereits die Phönizier verwendeten Leinentücher, um trübes Olivenöl oder Wein von groben Trübungen zu befreien. Oft reicht es aus, einfach abzuwarten, bis sich der Trub von selbst am Boden des Behälters absetzt, um dann die klare Flüssigkeit vorsichtig abzuziehen – ein Prozess, der auch als Dekantieren bekannt ist. Da Wein jedoch ein empfindliches Produkt ist, sollte der Kellermeister nicht zu lange mit der Weiterverarbeitung warten. Unerwünschte Mikroorganismen könnten sich sonst unbemerkt am Wein zu schaffen machen. Aus diesem Grund wird heutzutage nur selten auf eine Filtration zur Klärung des Weins verzichtet. Filtrieren bedeutet, Stoffe zu entfernen, die den Wein trüb machen oder dies in Zukunft tun könnten, wie z.B. Hefen und Milchsäurebakterien. Dies geschieht durch physikalische Methoden, deren einziger Nachteil darin besteht, dass die Weine während des Prozesses strapaziert werden können. Daher sollte die Filtration möglichst schonend durchgeführt werden. Das Prinzip ist einfach: Der Wein wird durch eine Schicht aus Filtermaterial gepresst. Dabei bleiben alle Teilchen hängen, die größer sind als die Poren im Filtermedium oder aufgrund ihrer elektrischen Ladung nicht hindurchpassen können. Zu den altbekannten und natürlichen Filtermitteln gehören Zellulose, Kieselgur und Perlite. Zellulose wird aus Holz gewonnen und ist auch der Grundstoff für Papier und Viskose. Kieselgur besteht aus fein gemahlenen Schalen fossiler Kieselalgen, während Perlite ein vulkanisches Gestein ist, das ebenfalls fein gemahlen wird. Alle diese Materialien besitzen eine große innere Oberfläche, an der die Trubteilchen haften bleiben. Moderne Filtermittel sind Membranen mit so kleinen Poren, dass nur Flüssigkeiten hindurchpassen – Hefen oder Bakterien hingegen bleiben zurück. Beim Abstich werden die Hefen möglichst schonend aus dem fertigen Wein entfernt. Falls eine Schönung durchgeführt wurde, ist es anschließend notwendig, den Wein zu filtern, um das Schönungsmittel zu entfernen. Kurz vor der Abfüllung erfolgt dann eine letzte Filtration, um dem Wein mikrobiologische Stabilität für sein zukünftiges Leben in der Flasche zu verleihen. Die Filtration trägt somit sowohl zur optischen Klarheit als auch zur mikrobiologischen Stabilität des Weins bei.