Die Rebe ist das Sprachrohr des Bodens – und das Lembergerland ist ein perfektes Beispiel dafür, wie unterschiedliche Bodenstrukturen den Charakter unserer Weine prägen. Hier treffen Muschelkalk im Enztal und Keuper im Stromberg aufeinander und schaffen ein einzigartiges Terroir, welches sich in unseren Weinen widerspiegelt. Der Boden ist nicht nur die Grundlage des Lebens, sondern auch der Schlüssel zu unseren Weinen. Deshalb gehen wir pfleglich mit ihm um.
Das Gedächtnis der Natur
Der Boden speichert das Gedächtnis der Natur. In ihm leben unzählige Organismen, die zusammen das sogenannte Edaphon bilden – eine komplexe Gemeinschaft aus Bodenflora, Bodenfauna und Mikroorganismen. Ein Kubikmeter Boden kann beeindruckende 100 Billionen Bakterien, 100 Millionen Algen, 100 Millionen Geißeltierchen, 100 Millionen Pilze sowie zahlreiche Milben, Käfer, Regenwürmer und andere Lebewesen enthalten. Diese Vielfalt ist nicht nur faszinierend, sondern spielt auch eine entscheidende Rolle für die Gesundheit unserer Weinreben.
Die Bedeutung der Bodenpflege
Die Pflege des Bodens hat einen direkten Einfluss auf den Wasser- und Nährstoffhaushalt – und damit auf die Qualität unserer Weine. In trockenen Jahren kann eine wasserschonende Pflege den Extraktgehalt und die Ausdruckskraft der Weine erheblich verbessern. Zudem fördert sie die Stickstoffaufnahme, die für die Hefeernährung und Aromastoffbildung unerlässlich ist. Eine ausgewogene Vitalität des Laubes in der Reifephase unterstützt die Zuckerproduktion; jedoch kann zu hohe Vitalität das Risiko von Krankheiten wie Botrytis erhöhen.
Im deutschen Weinbau ist es gängig, jede zweite Gasse offen zu halten und die andere mit Gras zu begrünen. Dieses System bietet jedoch wenig Abwechslung und Lebensraum für Pflanzen- und Tierarten. Eine vielfältige Pflanzengesellschaft dagegen kann die Artenvielfalt erheblich steigern, indem sie den Boden intensiver durchwurzelt, eine schattenspendende Streuschicht bildet und Nützlinge fördert.
Biodiversität im Weinberg
Eine beeindruckende Zählung in der Enzschleife in Mühlhausen ergab über 180 Nachtfalterarten – ein Beweis für die reiche Biodiversität in unseren Weinbergen! Um diese Vielfalt weiter zu fördern, sind schmale Blühstreifen in der Mitte der Gassen oder in den Weinbergterrassen eine praktikable Lösung. Diese Blühstreifen reduzieren die Wasserkonkurrenz zu den Reben und tragen gleichzeitig zur Erhöhung der Artenvielfalt bei.
Um Blühstreifen effektiv zu integrieren, sind angepasste Bearbeitungstechniken erforderlich. Spezielle Mulcher für begrünte Gassen helfen dabei, diese wertvollen Flächen zu schonen.
Der Weg nach vorn
Winzer sollten individuelle Beobachtungen nutzen, um das richtige Maß an Bodenpflege für jede Parzelle zu finden. Die Kombination von angepasster Bewirtschaftung mit Blühstreifen könnte nicht nur die Biodiversität fördern, sondern auch positive Auswirkungen auf das Wachstum und die Erträge der Reben haben.
Es wäre wünschenswert, dass Blühstreifen künftig fester Bestandteil des Bodenpflegesystems im Weinbau werden – im Steillagenkollektiv sind sie bereits heute ein fester Bestandteil. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass unsere Böden gesund bleiben und unsere Weine weiterhin von höchster Qualität sind!
Muschelkalk Terroir pur spürt, riecht und schmeckt man im Lemberger Blauer Stein.