Wildkräuter im lebendigen Weinberg
Begrünung

Wildkräuter im lebendigen Weinberg

Die Flora und Fauna in lebendigen Weinbergen passen sich den jahreszeitlichen Gegebenheiten an. Aus diesem Grund ist eine natürliche Begrünung sinnvoll. Gerade im Sommer gewinnen die Pflanzen, die gut mit Trockenheit umgehen können, die Oberhand. Das Ökosystem Weinberg verändert sich ständig, auch bedingt durch globale Veränderungen. In den letzten 50 Jahren hat sich beispielsweise der Beginn der Rebblüte um etwa 10 Tage auf Anfang Juni vorverlagert.  Im Sommer schattieren die Reben mit ihrem üppigen Laub den Boden und verändern dadurch die Bedingungen für die Pflanzen am Boden. Durch höhere Temperaturen trocknet der Boden tagsüber aus und kann Temperaturen von über 50 Grad erreichen. Eine effektive, lebendige Begrünung senkt die Bodentemperatur deutlich.  Lebendige Weinberge, wie sie im Steillagenkollektiv zu finden sind und nicht maschinell bearbeitet werden, beherbergen etwa 400 verschiedene Wildpflanzenarten und bieten somit eine extrem hohe Artenvielfalt. Obwohl die Begrünung eine gewisse Konkurrenz für das Wasser der Reben darstellt, überwiegen die Vorteile für das Mikroklima am Boden sowie die Biodiversität durch Bodenlebewesen, Insekten und Reptilien.  In unseren Weinbergen sind zahlreiche Spezialisten zu finden. Vielleicht entdeckt ihr bei eurem nächsten Spaziergang durch unsere Weinberge die eine oder andere davon.  Felsen-Mauerpfeffer, die äußerst trockenresistente, ausdauernde Polsterpflanze wirde 5 bis 30 cm hoch. Die Stängel bilden dünne faserige Wurzeln. Er besitzt fleischige, runde, waagrecht abstehende 1 bis 2 cm lange Blätter von bläulicher bis graugrüner Farbe. Wichtige Futterpflanze für Raupen. Wegen seines pfeffrigen Geschmacks wurde er früher gerne als Gewürzpflanze und als Salatbeigabe verwendet.  Weinraute, verästelte, krautige Staude, Stängel unten verholzt. Doppelt bis dreifach gefiederte Blätter mit einen dreieckigen Umriss. Die gelben bis gelb-grünen Blüten sind in Trugdolden angeordnet und besitzen 4 – 5 löffelförmige Blütenblätter. Die Weinraute ist giftig, sie enthält ätherische Öle, Gerbstoffe und Alkaloide und findet Verwendung als Tee und in Arzneien. Alte Heil- und Würzpflanze, wurde früher für Kräuteressig und als Weinzusatz zur Verbesserung und Stabilisierung verwendet. Achtung, bei Berührung kann es zu Hautreizungen kommen (Phototoxische Wirkung).  Karthäuser-Nelke, ausdauernde Nelkenart erreicht einen Höhe von 30 bis 60 cm. Die purpurrote Blüte ist ohne Zeichnung. Der Name geht auf den Eremitenorden des heiligen Bruno von Köln zurück. Die Nelke wurde wohl gerne in Klostergären gezogen.   Weg-Malve, einjähriges, jedoch im Weinberg meist ausdauerndes Kraut. Der Stängel ist rau behaart, niederliegend bis aufsteigend und wird 15 bis 50 cm lang. Die Blätter sind kreisrund bis nierenförmig, undeutlich fünf bis sieben lappig. Die Blütenblätter 8 bis 20 mm groß. Wichtige Futterpflanze für die Schmetterlingsarten Malvenkopf und Roseneule. In der Volksmedizin wird Malventee bei Erkältungskrankheiten eingesetzt. Wie wäre es mit einem kräftig, fruchtigen Riesling Meisterwerk trocken als passender Wein zu Ihrem Weinbergspaziergang? 
Upgrade im Weinberg? Geht das?
Grünveredelung

Upgrade im Weinberg? Geht das?

Grünveredelung, oder auch Standortveredlung, ist eine spezielle Methode um alte Weinreben nachträglich umzuveredeln. Also zum Beispiel aus einer Rotweinrebe eine Weißweinrebe oder auch eine resistente, zukunftsfähige Rebsorte zu machen. Und dies direkt an der Rebe, im Weinberg, ohne diesen zu roden oder neu zu bepflanzen. Eine schnelle, effiziente Möglichkeit, vor allem in der Steillage, mit wenig Ertragsausfall einen Weinberg zukunftsfähig zu machen. Im Lembergerland haben sich 20 Wengerter zusammengefunden und vorbereitet um Ihre Reben, zum Beispiel von Trollinger auf Zukunftsreben wie Souvignon Gris umzuveredeln. Wie funktioniert das Grünveredeln? Angewendet wird das Okkulationsverfahren oder auch Chip-Budding-Verfahren genannt. Hier eine kurzer Überblick und Beschreibung des Verfahrens: Vorbereitung der Unterlage, also des alten Rebstockes: Zunächst werden die gesunden und kräftigen Rebstöcke ausgewählt, die als Unterlagen dienen sollen. Anschließend wird an diesen Rebstöcken ein T-förmiger Schnitt in die Rinde gemacht, etwa auf halber Höhe des Stammes.   Vorbereitung des Pflanzenmaterials: Als nächstes werden die Ein-Augen-Chips vorbereitet. Dazu werden kleine Stücke aus einem einjährigen Rebtrieb, mit einem Auge (Knospe) von der gewünschten Rebsorte abgeschnitten.     Einsetzen der Chips: Die vorbereiteten Chips werden dann in den T-Schnitt in der Rinde des Rebstamms eingesetzt. Der Chip wird so platziert, dass das Auge nach außen zeigt und die Rinde des Chips mit der Rinde des Stammes gut verbunden ist. Fixierung: Nachdem die Chips eingesetzt wurden, werden sie mit Bast oder einem anderen geeigneten Material fest am Stamm befestigt, um sicherzustellen, dass sie an Ort und Stelle bleiben und eine gute Verbindung hergestellt wird.   Wachstum und Pflege: Nachdem die Chips erfolgreich eingepfropft wurden, beginnen sie zu wachsen und sich mit dem Stamm zu verbinden. Es ist wichtig, die gepfropften Pflanzen sorgfältig zu pflegen und zu überwachen, um sicherzustellen, dass sie gut anwachsen. Hört sich einfach an, jedoch gehört dazu viel Erfahrung und vor allem jede Menge Fingerspitzengefühl für die Rebstöcke.  Alles gut angewachsen. Rebstock, mehrere Monate nach der Grünveredlung. So ist das Chip-Budding-Verfahren eine effektive Methode zur Grünveredelung, vor allem natürlich bei uns im Steillagenkollektiv, im terrassierten Weinbau. Hier ist die Rodung, also die Entfernung der Reben und der Rebwurzeln, die Neupflanzung mit dem Ausheben der Pflanzlöcher und das Angießen besonders aufwändig und harte Arbeit, da kein Maschineneinsatz möglich ist. Zu dem sind neu gepflanzte Reben sehr anfällig gegenüber Trockenheit und müssen bei Bedarf bewässert werden können. Auch hier sind wir in den Terrassen sehr eingeschränkt. Die „alten“ Reben haben ein großes und belastbares Wurzelwerk. So haben unsere Wengerter eine gute Möglichkeit die Zukunftsfähigkeit der Kulturlandschaft mit neuen und robusten Rebsorten auf den bestehenden Rebstöcken zu verbessern. Veredlungsstelle und Rebschnitt nach einem Jahr. Wir haben natürlich einen passenden Wein für das Reben-Upgrade, einen trockenen NOVUM Souvignier Gris.