Was alles so im Wein drin ist!
Ester

Was alles so im Wein drin ist!

Die Vielfalt der Weininhaltsstoffe ist manchmal fast unbeschreiblich – und das im wahrsten Wortsinn. Grüne Äpfel, Bananen, Quitten, Kirschen, Brombeeren, Dörrobst, Minze, Pfeffer, Tabak, Nelken, Leder oder Waldboden – all das und noch viel mehr lässt sich im Wein erschnüffeln, je nachdem, was man gerade im Glas hat. Stimmt’s? Nein! Schließlich werden weder Bananen, noch Pfeffer, noch Waldboden verarbeitet. Auch Feuersteine gibt es nicht im Wein. Was wir riechen, sind Alkohole, flüchtige Säuren (Essig), Pyrazine (grüner Paprika), flüchtige Phenole (von Brettanomyces bis Röstaromen), Thiole (von Grapefruit bis Mercaptanböckser), Terpene (von Muskat über Rosenblüten bis Zitrusfrüchte), Ester (von Banane bis Nagellack), Lactone (ringförmige Ester), Aldehyde und Ketone (von Zimt über Vanille bis Aceton) oder Sulfide (von Knoblauch bis faule Eier). Für den Geruch und auch den weitaus größten Teil des Geschmacks von allem, was wir zu uns nehmen, sind die genannten flüchtigen Stoffe verantwortlich, die wir mit der Nase und zu einem großen Teil über unser retronasales System, also über den Mund, wahrnehmen. Wir riechen über den Mund und bezeichnen den Eindruck als Geschmack. Am deutlichsten wird das bei einem starken Schnupfen: Wenn die Nase zu ist, weil das olfaktorische Zentrum (die Rezeptoren im Nasenraum) verschleimt ist, ist der Geschmack weg. Unser Geruchssinn übernimmt definitiv den weit überwiegenden Part bei der Weinbeurteilung, auch wenn meist von Weingeschmack die Rede ist. Bekanntlich spielen für die Weinbeurteilung zusätzlich die Weinfarbe und der Eindruck am Gaumen, das Mundgefühl, eine große Rolle. Neben den Augen hat hier die Zunge ihre Aufgabe – auch wenn sie nur süß, sauer, salzig, bitter und umami detektieren kann. Süßes und Säure werden am häufigsten angesprochen, aber auch bitter ist ein häufig verwendeter Begriff, vor allem, wenn kritisiert wird. Hier kommen die nicht flüchtigen, die nicht riechbaren Phenole ins Spiel. Von der Stoffgruppe der Phenole war an dieser Stelle schon sehr häufig die Rede. Sie zählen zu den sekundären Pflanzenstoffen, von denen heute rund 8.000 bekannt sind und die den Pflanzen als Farbstoffe, Bitterstoffe, Aromastoffe oder Phytoalexine dienen. Letztere sind Abwehrstoffe gegen Fressfeinde, also Giftstoffe, deren letale Wirkung der Mensch schon sehr früh zu nutzen gelernt hat. Die Menschen haben aber auch schon vor tausenden von Jahren gewusst, dass Pflanzen gesundheitsfördernd und sogar heilend wirken können. Sie wussten nur nicht, aus welchem Grund. Heute hat die Wissenschaft weitreichende Kenntnis von der Wirkung der sekundären Pflanzenstoffe, die auch zahlreich im Wein vorkommen. Relativ häufig ist dabei von Resveratrol die Rede, das durch das sogenannte „French Paradox“ bekannt wurde. Resveratrol zählt zu den Stilbenen. Anthocyane, die Pflanzenfarbstoffe, sind Flavonoide, benannt nach Balkonpflanzen. Und schließlich sind da die Anthocyane, die Farbstoffe im Wein, die zu den Flavonoiden zählen. Flavonoide sind innerhalb der Phenole eine Gruppe relativ kleiner Moleküle, die häufig zu längeren Ketten aneinandergefügt werden und dadurch völlig neue Wirkungen entfalten. Dazu zählt zum Beispiel das Catechin, aus dem durch Polymerisation, durch die Verkettung zahlreicher Catechinmoleküle, das Tannin entsteht. Auch die Flavonole sind eine Untergruppe der Flavonoide. Sie kommen in vielen Obst- und Gemüsesorten vor und haben – wie viele sekundäre Pflanzenstoffe – antioxidative Wirkung. Laut einer amerikanischen Studie sollen sie sogar dem kognitiven Abbau, also einer im Alter nachlassenden Hirnleistung, entgegenwirken. Die bereits erwähnten Anthocyane, die Pflanzenfarbstoffe, wirken ebenfalls durchblutungsfördernd und gefäßschützend. Sie heißen Pelargonidin, Petunidin oder Malvidin – klingt stark nach Balkonkasten. Und übrigens: Meinungsverschiedenheiten bei der Weinbeurteilung entstehen durch die individuelle Wahrnehmung jedes Einzelnen, durch eine multisensorische Erfahrung, die über drei Sinneskanäle zum Gehirn gelangt: Nase, Gaumen und physikalische Empfindungen (Temperatur, Kohlensäure). Wenn also in einer Probe über einen Wein diskutiert wird, liegt es schlicht in der unterschiedlichen Wahrnehmung der Teilnehmer begründet. Das heißt, jeder, der Wein verkostet, hat in seiner Empfindung recht. Und darauf einen komplexen Riesling Meisterwerk. Zum Wohl
Der Rebschnitt
Ertrag

Der Rebschnitt

Blick in den Weinberg: Die Urrebe, Vitis Sylvestris (im Wald wachsend), wächst seit über 60 Mio. Jahre auf unserem Planeten und wohl haben die Dinosaurier bereits Trauben genascht. Die jungen Rebtriebe  mussten also jedes Jahr immer wieder über das Laubdach des Urwalds hinauswachsen, um an genügend Sonnenlicht zu kommen. So sind natürlich auch die Trauben an diesen, im neuen Jahr gewachsenen Trieben gereift. Dies wird bei unseren Kulturreben durch den Rebschnitt nachempfunden. Wenn Ihr von Mühlhausen auf dem Radweg nach Rosswag unterwegs seid, kurz vor dem Fußgängersteg über die Enz, dort wo der Wald nach den Weinbergen am Roten Rain beginnt, kann man dies jedes Jahr beobachten: Wie eine verwilderte Rebe über das Laubdach "ihres Baumes" wächst und immer wieder neue Triebe mit Trauben hervorbringt. Ganz ohne Rebschnitt. So sieht man auch, dass die Reben zum natürlichen Wachstum eine Unterstützung benötigen. In unseren Weinbergen sind dies Drahtrahmen oder Pfahl, um eine nachhaltige Bearbeitung zu ermöglichen. Mit dem Rebschnitt Anfang des Jahres wird der Grundstein für die Qualität des kommenden Jahrgangs gelegt: Die Rebe wird auf ein bis zwei Ruten zurückgeschnitten, je nach Drahtrahmen. In der Abbildung sind die Rebtriebe aus dem Vorvorjahr grün, die rote Triebe sind in der vergangenen Vegetationsperiode gewachsen, an denen die Trauben gereift sind. Nur das im "Weinjahr" gewachsene Holz träg Trauben. Rückschnitt auf zwei Triebe, möglichst in Stocknähe, die letztes Jahr gewachsen sind (rot) und auf dem Holz aus dem Vorvorjahr (grün) wachsen. Je nach Ertrags- oder Qualitätsziel verbleiben ein oder zwei Ruten. Diese werden je nach den Qualitätszielen auch entsprechend in der Läge gekürzt. Hier wird in Augen je Stock oder je Quadratmeter gerechnet. Ein Auge ist der Triebansatz für das kommende Weinjahr an dem die Triebe austreiben. Unsere Wengerter setzen dabei die Maßstäbe für die Qualität der später zu erntenden Weintrauben. Das abgeschnittene Holz der Rebe wird in der terrassierten Steillage von Hand zerkleinert, in Normallagen geht dies mit Maschinen. Damit sorgen die Wengerter für eine natürliche Humusanreicherung des Bodens. Der Rebschnitt ist bis heute eine sehr aufwendige und intensive Handarbeit. Nach dem Rebschnitt und bei passenden Wetter, leicht feucht, werden die Ruten in den Drahtrahmen gebogen und befestigt. Je nach Erziehungsart. 200 Arbeitsstunden – so aufwendig ist der Rebschnitt je Hektar in der terrassierten Steillage Zum Rebschnitt gibt`s Glühwein oder besser noch Lemberger Meisterwerk trocken. 
Aktuelles aus dem Keller - Weinfiltration
Filtration

Aktuelles aus dem Keller - Weinfiltration

Zunächst einmal bedeutet Filtration, also das „Filtrieren“, wie es die Önologen nennen, das Trennen von flüssigen und festen Stoffen. Bereits die Phönizier verwendeten Leinentücher, um trübes Olivenöl oder Wein von groben Trübungen zu befreien. Oft reicht es aus, einfach abzuwarten, bis sich der Trub von selbst am Boden des Behälters absetzt, um dann die klare Flüssigkeit vorsichtig abzuziehen – ein Prozess, der auch als Dekantieren bekannt ist. Da Wein jedoch ein empfindliches Produkt ist, sollte der Kellermeister nicht zu lange mit der Weiterverarbeitung warten. Unerwünschte Mikroorganismen könnten sich sonst unbemerkt am Wein zu schaffen machen. Aus diesem Grund wird heutzutage nur selten auf eine Filtration zur Klärung des Weins verzichtet. Filtrieren bedeutet, Stoffe zu entfernen, die den Wein trüb machen oder dies in Zukunft tun könnten, wie z.B. Hefen und Milchsäurebakterien. Dies geschieht durch physikalische Methoden, deren einziger Nachteil darin besteht, dass die Weine während des Prozesses strapaziert werden können. Daher sollte die Filtration möglichst schonend durchgeführt werden. Das Prinzip ist einfach: Der Wein wird durch eine Schicht aus Filtermaterial gepresst. Dabei bleiben alle Teilchen hängen, die größer sind als die Poren im Filtermedium oder aufgrund ihrer elektrischen Ladung nicht hindurchpassen können. Zu den altbekannten und natürlichen Filtermitteln gehören Zellulose, Kieselgur und Perlite. Zellulose wird aus Holz gewonnen und ist auch der Grundstoff für Papier und Viskose. Kieselgur besteht aus fein gemahlenen Schalen fossiler Kieselalgen, während Perlite ein vulkanisches Gestein ist, das ebenfalls fein gemahlen wird. Alle diese Materialien besitzen eine große innere Oberfläche, an der die Trubteilchen haften bleiben. Moderne Filtermittel sind Membranen mit so kleinen Poren, dass nur Flüssigkeiten hindurchpassen – Hefen oder Bakterien hingegen bleiben zurück. Beim Abstich werden die Hefen möglichst schonend aus dem fertigen Wein entfernt. Falls eine Schönung durchgeführt wurde, ist es anschließend notwendig, den Wein zu filtern, um das Schönungsmittel zu entfernen. Kurz vor der Abfüllung erfolgt dann eine letzte Filtration, um dem Wein mikrobiologische Stabilität für sein zukünftiges Leben in der Flasche zu verleihen. Die Filtration trägt somit sowohl zur optischen Klarheit als auch zur mikrobiologischen Stabilität des Weins bei.
Rotweinbereitung: Ein Blick hinter die Kulissen

Rotweinbereitung: Ein Blick hinter die Kulissen

Die Kunst der Rotweinbereitung beginnt mit einem entscheidenden Schritt: dem Entrappen. Hierbei werden die einzelnen Traubenbeeren von ihren Stielen und dem Traubengerüst, den sogenannten Rappen, befreit. Anschließend erfolgt das sanfte Anquetschen der Beeren, um die Häute aufzubrechen. Dies ermöglicht es dem austretenden Saft, die Farb- und Aromastoffe aus den Schalen zu lösen. Die resultierende Mischung aus Saft, Fruchtfleisch, Schalen und Kernen wird als Maische bezeichnet.  Nach dem Anquetschen kann der bereits auslaufende Saft abgetrennt werden – ein Prozess, der als Saftabzug bekannt ist. Dieser erste Saft hat im Vergleich zum späteren Produkt weniger Farbstoffe und Tannine. In der verbleibenden Maische hingegen konzentrieren sich die Farbstoffe und Tannine, was zu kräftigeren Rotweinen führt. Der frühzeitig entzogene Saft kann je nach gewünschter Farbintensität auch zur Herstellung von Roséwein oder sogar von weißem Wein aus roten Trauben (Blanc de Noir) verwendet werden.  Die Farbstoffe der Traube, insbesondere die Anthocyane, befinden sich hauptsächlich in den Beerenschalen – mit Ausnahme von speziellen Färbertrauben, die auch rotes Fruchtfleisch besitzen. Für die Rotweinproduktion müssen diese Farbstoffe herausgelöst werden, was vor allem durch den Gärungsprozess geschieht. Um die Extraktion von Farbe, Aroma und Gerbstoffen aus den Schalen zu beschleunigen oder zu intensivieren, können verschiedene Verfahren eingesetzt werden.  Eine gängige Methode ist die thermische Vinifizierung: Dabei wird die Maische für kurze Zeit auf etwa 82 Grad Celsius erhitzt und anschließend abgepresst. Nach dieser Behandlung folgt eine Mostgärung – im Gegensatz zur traditionellen Vergärung auf der Maische. Diese Methode ist einfacher zu handhaben und führt zu einer fruchtbetonten Aromenstruktur mit weniger Gerbstoffen.  Die zweite Methode zur Rotweinbereitung ist die traditionelle Maischegärung. Hierbei wird die gesamte Maische, also die Mischung aus Traubensaft, Fruchtfleisch, Schalen und Kernen, innerhalb weniger Tage von Hefen vergoren. Während dieser Gärung löst sich der Farbstoff aus den Beerenschalen durch den entstehenden Alkohol. Der sogenannte Maischekuchen – die Beerenhäute, die während der Gärung an die Oberfläche steigen – wird regelmäßig untergestoßen und untergetaucht, um sicherzustellen, dass die Farbe optimal extrahiert wird.  Während der Gärung wandeln Hefen den Zucker aus den Trauben in Alkohol und Kohlendioxid um, wobei Wärme entsteht. Diese Hefen sind im Most bereits in natürlicher Form vorhanden. Wenn diese natürlichen Hefen für die Vergärung verwendet werden, spricht man von Spontangärung. Diese Methode kann jedoch Unsicherheiten mit sich bringen: Die natürlichen Hefen sind möglicherweise nicht stark genug, um die Gärung vollständig abzuschließen oder sie könnten unerwünschte chemische Verbindungen produzieren, die das Aroma des Weins beeinträchtigen oder sogar gesundheitliche Risiken darstellen.  Im Gegensatz dazu bieten Reinzuchthefen eine kontrollierte Alternative. Diese speziellen Hefestämme wurden gezielt in Weinkellern selektiert und besitzen bestimmte Eigenschaften, die bereits im Voraus bekannt sind. Dadurch können sie gezielt ausgewählt und eingesetzt werden, um den Most zu vergären. Mit diesen gezüchteten Hefen lässt sich auch das aromatische Profil des Weins erheblich beeinflussen – ein wichtiger Aspekt für die Entwicklung von Sekundäraromen. So entsteht ein Wein mit klar definierten Aromen und einer stabilen Qualität – ein Ergebnis sorgfältiger Planung und Expertise in der Weinbereitung! Die Hefen arbeiten in der Regel so lange, bis der Zucker aus den Trauben vollständig in Alkohol umgewandelt ist. Alternativ kann es auch passieren, dass der Alkoholgehalt so hoch wird, dass die Hefen ihre Aktivität einstellen. In einem stark alkoholischen Milieu werden sie träge und sterben ab, da sie dort nicht überleben können. Es gibt jedoch besonders leistungsfähige Reinzuchthefen, die problemlos bis zu 16 Volumenprozent Alkohol erreichen können.  Der Ausbau des Weins erfolgt entweder im Edelstahltank oder in Holzfässern, und jede Methode hat ihren eigenen Charakter. Der Edelstahltank sorgt für frische, fruchtige Weine mit einem reduktiven Stil. Im Gegensatz dazu führt der Ausbau im großen Holzfass zu geschmeidigeren und vollmundigeren Weinen. Hier findet eine minimale Luftzufuhr durch die Holzwände statt, was eine Mikrooxidation ermöglicht. Dieser Prozess macht den Wein nicht nur runder, sondern auch haltbarer.  Das kleine Holzfass, auch Barrique genannt, bringt zusätzlich röstige und rauchige Holzaromen sowie zusätzliche Tannine in den Wein ein. Dadurch wird der Wein würziger und komplexer. Diese unterschiedlichen Ausbauarten ermöglichen es Winzern, den Charakter ihres Weins gezielt zu gestalten und ihm eine individuelle Note zu verleihen.  Insgesamt zeigt sich, dass die Rotweinbereitung ein komplexer Prozess ist, bei dem jede Entscheidung – vom Entrappen bis zur Gärung und Lagerung – einen Einfluss auf das Endprodukt hat. So entsteht ein einzigartiger Wein, der uns erfreut und seine Geschichte erzählt! Unsere Empfehlung um diesen Artikel vom Wort in Geschmack umzuwandeln: Lemberger Meisterwerk trocken
Weinlese und dann?
Herbsten

Weinlese und dann?

Nach der Weinlese beginnt ein spannender Prozess: Die Trauben werden entrappt, das heißt, die Beeren werden von den Stielen getrennt. Dabei zerquetschen wir die Beeren leicht, und es entsteht die Maische – ein lebendiges Gemisch aus Fruchtfleisch, Schalen, Kernen und Saft. In dieser Phase ist es wichtig, schnell zu arbeiten und darauf zu achten, dass die Kerne nicht zerdrückt werden. Sie enthalten viele Gerbstoffe, die wir im Most nicht haben wollen. Für Weiß- oder Roséweine wird die Maische nur kurz stehen gelassen und dann sofort gepresst – das nennt man hellgekeltert. Bei Rotweinen hingegen gehen wir einen anderen Weg: Hier lassen wir die Maische zuerst gären oder erwärmen sie, um die tiefrote Farbe aus den Beerenschalen herauszulösen. Nach dem Pressen erhalten wir den Most, der in Fässern oder Tanks gelagert wird und dort mit der Gärung beginnt. Die Gärung wird durch Hefen in Gang gesetzt, die natürlicherweise in den Trauben und im Saft vorkommen. Diese Hefen verwandeln den Fruchtzucker der Trauben in Alkohol und Kohlensäure. Manchmal sind die natürlichen Hefen jedoch nicht ausreichend, um den Prozess zu starten. Deshalb setzen wir spezielle Reinzuchthefen ein, die gezielt für die Weinbereitung ausgewählt wurden. So stellen wir sicher, dass jeder Schluck ein einzigartiges Geschmackserlebnis bietet! Bereits vor über 100 Millionen Jahren existierten verschiedene Arten von Wildreben. Die Geschichte des Weinanbaus in Deutschland begann jedoch erst mit den Römern, also vor etwa 2.000 Jahren. Um den mühsamen Transport von Wein in schweren Amphoren über die Alpen zu vermeiden, brachten sie einfach Rebstöcke aus ihrer Heimat mit in den Norden. Diese „nordischen“ Weine waren schon damals frischer und vielfältiger im Geschmack als ihre südlichen Vorbilder. Im 8. Jahrhundert setzte Karl der Große im "Capitulare de villis" wichtige Regeln für den Weinanbau fest: Aus hygienischen Gründen sollte der Wein nicht mehr mit den Füßen entsaftet werden, und die Lagerung sollte in Fässern statt in Weinschläuchen erfolgen. Klöster wurden zu Zentren der Weinkultur, denn Wein war das beliebteste und auch ein hygienisches Getränk und diente oft als sichere Alternative zum häufig verunreinigten Trinkwasser. Um 1500 begann die Rebfläche aufgrund veränderter klimatischer Bedingungen, verbesserter Bierherstellung und zunehmenden Weinimports zu schrumpfen. Die Kirche verlor ihre Vorherrschaft im Weinbau, besonders in den linksrheinischen Gebieten während der napoleonischen Eroberungen. Im 19. Jahrhundert brachte die Reblauskatastrophe den Weinbau fast zum Stillstand, viele gebietstypische Sorten verschwanden. Erst um die Jahrhundertwende konnte mit dem Einsatz von Pfropfreben ein Neuanfang gewagt werden: Hierbei wurden heimische Rebsorten auf resistente amerikanische Wurzeln gepfropft. Dieses Verfahren ist mittlerweile gesetzlich vorgeschrieben und hat dazu beigetragen, dass durch Fortschritte in der Rebzüchtung ein ausgewähltes Sortiment an Standardsorten entstanden ist, das heute den deutschen Weinbau prägt. So blickt die deutsche Weintradition auf eine bewegte Geschichte zurück – von den Römern bis hin zu modernen Anbaumethoden! Unser Wein zur Herbstzeit: ein 401 Rosé trocken.
In der Hitze des Sommers

In der Hitze des Sommers

Jetzt im Sommer schattieren die Reben mit ihrer dichten Laubwand den Boden, trotzdem trocknet er aus und die Temperaturen erreichen tagsüber mehr als 40 Grad. Ebenso wird der Bewuchs zwischen den Reben durch Mulchen, Fräsen oder Mähen im Wachstum klein gehalten. Die Rebenstöcke sollten frei stehen, schon alleine damit die Weinberge rasch nach einem Regen wieder abtrocken und die Rebblätter nicht zu lange feucht bleiben. Dementsprechend finden in den heißen und eher trockenen Monaten vorwiegend solche Pflanzen ihren Platz im Weinberg, die mit solchen Bedingungen gut umgehen können. Eine besondere Herausforderung für Wildpflanzen sind die Mauerkronen, da es hier praktisch kein Wasserangebot gibt. Sie sind oft mit Dickblattgewächsen bewachsen, die mit extremer Hitze und Trockenheit umgehen können und zudem eine enorme Bereicherung für Insekten darstellen. Dies sind zum Beispiel der wunderscherschöne weiße Mauerpfeffer | Vorsicht: giftig, pfeffrig scharf, alkaloidhaltig Scharfer Mauerpfeffer | Wurde früher als Würzpflanze verwendet bevor der Pfeffer aus Asien und Afrika zu uns kam. Felsen-Mauerpfeffer | Wurde früher als Salatbeigabe verwendet. Er schmeckt sehr würzig, pfeffrig. Dachwurz | Eine alte Kulturpflanze, die bereits im Altertum gegen Blitzschlag und verschiedene Krankheiten genutzt wurde. Beleg ist die Empfehlung von Karl dem Großen an die Pächter der kaiserlichen Güter, die Dachwurz aufs Dach zu pflanzen. Wunderschöne grünrote Augen und eine Insektenweide an und auf den Trockenmauern in den Weinbergen. Und zum nächsten Ausflug zu Eurer Weinbergterrasse, um all die "Dickblattgewächse" und ihre Bewohner kennen zulernen, empfehlen wir Vergrößerungsgläser mitzunehmen - am besten Weingläser gefüllt mit einem Weißburgunder Meisterwerk trocken. 
Wildkräuter im lebendigen Weinberg
Begrünung

Wildkräuter im lebendigen Weinberg

Die Flora und Fauna in lebendigen Weinbergen passen sich den jahreszeitlichen Gegebenheiten an. Aus diesem Grund ist eine natürliche Begrünung sinnvoll. Gerade im Sommer gewinnen die Pflanzen, die gut mit Trockenheit umgehen können, die Oberhand. Das Ökosystem Weinberg verändert sich ständig, auch bedingt durch globale Veränderungen. In den letzten 50 Jahren hat sich beispielsweise der Beginn der Rebblüte um etwa 10 Tage auf Anfang Juni vorverlagert.  Im Sommer schattieren die Reben mit ihrem üppigen Laub den Boden und verändern dadurch die Bedingungen für die Pflanzen am Boden. Durch höhere Temperaturen trocknet der Boden tagsüber aus und kann Temperaturen von über 50 Grad erreichen. Eine effektive, lebendige Begrünung senkt die Bodentemperatur deutlich.  Lebendige Weinberge, wie sie im Steillagenkollektiv zu finden sind und nicht maschinell bearbeitet werden, beherbergen etwa 400 verschiedene Wildpflanzenarten und bieten somit eine extrem hohe Artenvielfalt. Obwohl die Begrünung eine gewisse Konkurrenz für das Wasser der Reben darstellt, überwiegen die Vorteile für das Mikroklima am Boden sowie die Biodiversität durch Bodenlebewesen, Insekten und Reptilien.  In unseren Weinbergen sind zahlreiche Spezialisten zu finden. Vielleicht entdeckt ihr bei eurem nächsten Spaziergang durch unsere Weinberge die eine oder andere davon.  Felsen-Mauerpfeffer, die äußerst trockenresistente, ausdauernde Polsterpflanze wirde 5 bis 30 cm hoch. Die Stängel bilden dünne faserige Wurzeln. Er besitzt fleischige, runde, waagrecht abstehende 1 bis 2 cm lange Blätter von bläulicher bis graugrüner Farbe. Wichtige Futterpflanze für Raupen. Wegen seines pfeffrigen Geschmacks wurde er früher gerne als Gewürzpflanze und als Salatbeigabe verwendet.  Weinraute, verästelte, krautige Staude, Stängel unten verholzt. Doppelt bis dreifach gefiederte Blätter mit einen dreieckigen Umriss. Die gelben bis gelb-grünen Blüten sind in Trugdolden angeordnet und besitzen 4 – 5 löffelförmige Blütenblätter. Die Weinraute ist giftig, sie enthält ätherische Öle, Gerbstoffe und Alkaloide und findet Verwendung als Tee und in Arzneien. Alte Heil- und Würzpflanze, wurde früher für Kräuteressig und als Weinzusatz zur Verbesserung und Stabilisierung verwendet. Achtung, bei Berührung kann es zu Hautreizungen kommen (Phototoxische Wirkung).  Karthäuser-Nelke, ausdauernde Nelkenart erreicht einen Höhe von 30 bis 60 cm. Die purpurrote Blüte ist ohne Zeichnung. Der Name geht auf den Eremitenorden des heiligen Bruno von Köln zurück. Die Nelke wurde wohl gerne in Klostergären gezogen.   Weg-Malve, einjähriges, jedoch im Weinberg meist ausdauerndes Kraut. Der Stängel ist rau behaart, niederliegend bis aufsteigend und wird 15 bis 50 cm lang. Die Blätter sind kreisrund bis nierenförmig, undeutlich fünf bis sieben lappig. Die Blütenblätter 8 bis 20 mm groß. Wichtige Futterpflanze für die Schmetterlingsarten Malvenkopf und Roseneule. In der Volksmedizin wird Malventee bei Erkältungskrankheiten eingesetzt. Wie wäre es mit einem kräftig, fruchtigen Riesling Meisterwerk trocken als passender Wein zu Ihrem Weinbergspaziergang? 
Die heimlichen Helden des Steillagenkollektivs

Die heimlichen Helden des Steillagenkollektivs

Die Gesamtheit der Bodenorganismen wird als Edaphon bezeichnet und kann bis zu 10 Tonnen pro Hektar Frischmasse erreichen. Neben den Pflanzenwurzeln besteht das lebendige Bodenleben aus einer Vielzahl von Bodenmikroorganismen wie Bakterien, Pilzen und Algen sowie verschiedenen Bodentieren, von Einzellern bis hin zu Wirbeltieren.Besonders beeindruckend ist die enorme Anzahl an Bodenmikroorganismen, von denen bereits eine Handvoll Boden mehr als eine Milliarde beherbergen kann. Diese winzigen Lebewesen spielen eine entscheidende Rolle bei der Humusbildung, Nährstoffkreisläufen und der Strukturierung des Bodens, was sich wiederum auf den Ertrag pflanzlicher Biomasse auswirkt.Bodentiere wie Regenwürmer tragen maßgeblich zur Bildung von Bodenstrukturen bei und beschleunigen den Abbau von organischem Material. Sie stellen auch eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten und Vögel dar und prägen somit die oberirdische Fauna unserer Agrarlandschaften. Regenwürmer sind die heimlichen Helden des Bodens. Durch ihre fleißige Grabarbeit verändern sie das Bodengefüge und sorgen für eine gesunde Struktur. Sie ernähren sich von organischem und mineralischem Material, welches sie in Form eines wertvollen Ton-Humus-Komplexes ausscheiden. Diese Häufchen bleiben selbst bei starkem Regen stabil und bieten somit Schutz vor Erosion.Einige Regenwurmarten transportieren organische Materialien wie Blätter, Erntereste oder Stroh in tiefere Bodenschichten, wo sie schneller abgebaut werden und als Nährstoffquelle für Pflanzen dienen. Ihr weitreichendes Röhrensystem belüftet den Boden, verbessert die Sauerstoffversorgung der Pflanzenwurzeln und fördert das Versickern von Regenwasser in tiefere Schichten, was wiederum Erosion vorbeugt.Besonders schwere, kompakte Böden profitieren von der Arbeit der Regenwürmer. Diese emsigen Arbeiter sind nahezu das ganze Jahr über aktiv, bevorzugen jedoch Bodentemperaturen zwischen 10 und 15 Grad Celsius. Regenwürmer sind Zwitter, also doppeltgeschlechtliche Wesen und vermehren sich nur bei Temperaturen über 10 Grad Celsius. Die befruchteten Eier werden in Kokons abgelegt. Bei zu heißen oder trockenen Bedingungen im Sommer verharren die Regenwürmer zusammengerollt tief im Boden. Regenwürmer sind vielfältig und facettenreich, bis zu 20 verschiedene Arten sind in den Weinbergen heimisch. Erwachsene Regenwürmer tragen einen markanten Gürtel, der bei den Jungtieren fehlt und sie so unterscheidet. Die verschiedenen Wurmfarben geben Hinweise auf ihren Lebensraum: Dunkel pigmentierte Arten leben nahe der Bodenoberfläche und wagen sich auch ans Licht, um sich von Streu, Mulch und Humus zu ernähren - sie werden daher auch als Streubewohner bezeichnet. Der Kompostwurm ist eine spezielle Gattung dieser Gruppe.Die hell gefärbten endogäischen Regenwürmer hingegen halten sich im oberen Bereich des Mineralbodens auf und bleiben meist verborgen, graben jedoch zahlreiche horizontale Röhren bis zu 60 Zentimeter tief. Tiefgräber wiederum haben dunkel gefärbte vordere Körperteile und ziehen organisches Material in ihre senkrechten Röhren bis in den Unterboden, wodurch sie die Durchmischung der Bodenschichten mit Humus fördern. Jede Regenwurm-Art hat also ihre ganz eigene Rolle im komplexen Ökosystem des Bodens.
Wolle im Weinberg?
Austrieb

Wolle im Weinberg?

Es tut sich mächtig was im Weinberg! Wir können förmlich dabei zusehen, wie Saft in die trockenen Weinstöcke schießt. Die ersten neuen Triebe und Augen schauen schüchtern ins Licht und räkeln sich in den ersten Sonnenstrahlen. Noch ist jedes Auge von einem kleinen Mäntelchen geschützt, das aus ganz dünnen Fasern besteht. Es sieht aus wie Wolle und daher sagen die Wengerter, dass die Reben »in der Wolle stehen«. Wenn die Knospen der Weinrebe in die Wolle gehen, handelt es sich um einen umgangssprachlichen Ausdruck, was damit gemeint ist: Austrieb der Reben: Im Frühjahr, wenn die Temperaturen steigen und die Tage länger werden, beginnen die Weinreben aus ihren Knospen auszutreiben. Neue Triebe und Blätter bilden sich, und die Rebe erwacht aus der Winterstarre. Wolle: Die Bezeichnung “Wolle” bezieht sich auf die filzigen, behaarten Knospen, die an den Reben erscheinen, wenn sie austreiben. Diese Knospen sind mit winzigen Härchen bedeckt, die wie Wolle aussehen. Wachstumsschub: Wenn die Knospen der Weinrebe in die Wolle gehen, bedeutet dies, dass sie aktiv wachsen und neue Triebe bilden. Dies ist ein Zeichen dafür, dass die Rebe gesund ist und sich auf die bevorstehende Vegetationsperiode vorbereitet. Es ist ein erfreulicher Anblick für die Wengerter, da er darauf hinweist, dass die Reben bereit sind, Blätter zu produzieren und schließlich Trauben zu tragen. In dieser Zeit schauen die Wengerter jedoch auch immer ganz besonders auf den Nachthimmel und das Thermometer, da die Knospen der Rebe besonders frostempfindlich sind. Die Eisheiligen sind ein Wetterphänom, das zwischen dem 11. und 15. Mai auftritt und mit einem plötzlichen Kälteeinbruch einhergehen kann. Dieser entsteht, wenn sich das Festland im Frühling schneller erwärmt als das Meer. Durch den Temperaturunterschied kommt es zu Luftbewegungen, die Polarluft aus dem Norden bis nach Mitteleuropa strömen lassen. In der Folge sinken die Temperaturen, insbesondere in klaren Nächten, in den einstelligen Bereich oder gar unter den Gefrierpunkt, sodass sich Frost bilden kann. Die Eisheiligen haben ihren Namen von den Heiligen, denen sie gewidmet sind: Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia. Bauern im Mittelalter verknüpften ihre Beobachtungen mit religiösen Elementen und formulierten Bauernregeln wie “Wenn es an Pankratius friert, so wird im Garten viel ruiniert” oder “Lässt Pankratius mit Frösten grüßen, muss die Apfelblüte büßen”. Diese Regelungen halfen ihnen, die frostgefährdeten Tage besser im Blick zu behalten. Die Kalte Sophie ist eine der fünf Eisheiligen und ihr Namenstag wird am 15. Mai gefeiert. Ihr bürgerlicher Name war Sophia von Rom, bekannt als “kalte Sophie” oder “nasse Sophie”. Sie war eine frühchristliche jungfräuliche Märtyrerin und starb 304 n. Chr. Papst Sergius II. ließ einen Teil ihrer Reliquien unter dem Hochaltar der Kirche San Martino ai Monti in Rom beisetzen, während Bischof Remigius von Straßburg andere Reliquien in die Abtei Eschau brachte. Die heilige Sophia von Rom wird oft gegen Spätfröste angerufen und um eine gute Ernte gebeten. Nachtfröste sind besonders gefährlich für Reben. Sie treten auf, wenn die Temperaturen nachts unter den Gefrierpunkt fallen. Hier sind einige Gründe, warum sie problematisch sind: Zellschäden: Bei Frost gefriert das Wasser in den Zellen der Pflanzen. Wenn das Wasser gefriert, dehnt es sich aus und kann die Zellwände beschädigen. Dies führt zu Zellschäden und kann das Wachstum der Pflanze beeinträchtigen. Gefrieren der Gewebe: Frost kann dazu führen, dass das Gewebe der Rebe gefriert. Dies kann die Leitbahnen blockieren und den Transport von Wasser und Nährstoffen behindern. Einen effektiven Schutz für Reben gegen Nachtfröste gibt es leider nicht. Für den nächsten Spaziergang im Weinberg zur Beobachtung des Austriebs empfehlen wir einen Lemberger 401 trocken.