Wenn der Genuss ins Stocken gerät - Weinfehler und wie sie riechen

Wenn der Genuss ins Stocken gerät - Weinfehler und wie sie riechen

Wein trinken soll Freude bereiten – aber was, wenn der Wein nicht so mitspielt, wie man es sich wünscht? Weinfehler können echt frustrierend sein und den ganzen Genuss verderben. Ist ein Wein fehlerhaft, ist die Qualität leider egal.  Besonders ärgerlich sind Weinfehler bei Flaschen, die man lange gelagert hat, um den perfekten Moment abzupassen. Diese Weine waren oft teuer und man hat sich richtig darauf gefreut. Wenn man sie dann mit Freunden oder der Familie öffnet und feststellt, dass etwas nicht stimmt – das ist einfach nur doof! Aber keine Sorge, als informierter Weinkenner kann man mit seinem Wissen glänzen. Hier sind die häufigsten Weinfehler und wie du sie erkennst: Korkton Der Klassiker unter den Weinfehlern! Korkton wird durch TCA (2,4,6-Trichloranisol) verursacht und hat einen typischen korkigen Geruch. Manchmal riecht er auch ledrig-muffig. Interessant: Korkton kann sogar in Flaschen mit Schraubverschluss auftreten! Wenn dein Wein nach Kork riecht, ist das ein klares Zeichen. Ein kleiner Trick: Mische den verdächtigen Wein mit Mineralwasser – wenn der Fehler stärker wird, hast du es mit Kork zu tun! Muffton Ähnlich wie der Korkton, aber kommt oft aus super sauberen Kellern! Der Muffton entsteht durch chlorhaltige Reinigungsmittel und riecht nach nasser Pappe oder altem Leder. Wenn dein gealterter Wein plötzlich muffige Noten zeigt, könnte das daran liegen. Böckser Ein weiterer häufiger Fehler! Der Böckser entsteht durch einen sauerstoffarmen Ausbau und Nährstoffmangel im Most. Er kann nach fauligen Eiern oder sogar nach Zwiebeln und Knoblauch riechen. Ein einfacher Test: Wirf eine Kupfermünze in dein Glas – wenn der Geruch verschwindet, hast du einen Böckser! Flüchtige Säuren Das sind Säuren, die leicht aus dem Wein entweichen können – vor allem Essigsäure. Wenn dein Wein nach Lösungsmittel riecht oder ein kratzendes Gefühl beim Schlucken hinterlässt, könnte das auf flüchtige Säuren hindeuten. UTA (Untypischer Alterungston) Dieser Fehler tritt meist in Weißweinen auf und entsteht durch Nährstoffmangel während der Gärung. UTA-Weine können stumpf schmecken und an Akazienblüten oder sogar an nasse Schmutzwäsche erinnern. Milchsäurestich (Diacetyl) Diacetyl gibt dem Wein ein buttriges Aroma – in kleinen Mengen ist das okay! Aber wenn es überhandnimmt und der Wein stark nach Butter riecht, dann leidet er an einem Milchsäurestich. Mit diesem Wissen bist du bestens gerüstet für deine nächste Weinverkostungen, und der Wein der Dir persönlich schmeckt, ist der Beste!! Mir schmeckt zur Zeit der 401 Rosé trocken am aller Besten - ganz ohne Fehler ;-), frisch, inspirierend und die Leichtigkeit, das Leben zu genießen, liebe Grüße Bertram 
Boden und Weinqualität, das Geheimnis des Terroirs
Biodiversität

Boden und Weinqualität, das Geheimnis des Terroirs

Die Rebe ist das Sprachrohr des Bodens – und das Lembergerland ist ein perfektes Beispiel dafür, wie unterschiedliche Bodenstrukturen den Charakter unserer Weine prägen. Hier treffen Muschelkalk im Enztal und Keuper im Stromberg aufeinander und schaffen ein einzigartiges Terroir, welches sich in unseren Weinen widerspiegelt. Der Boden ist nicht nur die Grundlage des Lebens, sondern auch der Schlüssel zu unseren Weinen. Deshalb gehen wir pfleglich mit ihm um. Das Gedächtnis der NaturDer Boden speichert das Gedächtnis der Natur. In ihm leben unzählige Organismen, die zusammen das sogenannte Edaphon bilden – eine komplexe Gemeinschaft aus Bodenflora, Bodenfauna und Mikroorganismen. Ein Kubikmeter Boden kann beeindruckende 100 Billionen Bakterien, 100 Millionen Algen, 100 Millionen Geißeltierchen, 100 Millionen Pilze sowie zahlreiche Milben, Käfer, Regenwürmer und andere Lebewesen enthalten. Diese Vielfalt ist nicht nur faszinierend, sondern spielt auch eine entscheidende Rolle für die Gesundheit unserer Weinreben. Die Bedeutung der BodenpflegeDie Pflege des Bodens hat einen direkten Einfluss auf den Wasser- und Nährstoffhaushalt – und damit auf die Qualität unserer Weine. In trockenen Jahren kann eine wasserschonende Pflege den Extraktgehalt und die Ausdruckskraft der Weine erheblich verbessern. Zudem fördert sie die Stickstoffaufnahme, die für die Hefeernährung und Aromastoffbildung unerlässlich ist. Eine ausgewogene Vitalität des Laubes in der Reifephase unterstützt die Zuckerproduktion; jedoch kann zu hohe Vitalität das Risiko von Krankheiten wie Botrytis erhöhen.Im deutschen Weinbau ist es gängig, jede zweite Gasse offen zu halten und die andere mit Gras zu begrünen. Dieses System bietet jedoch wenig Abwechslung und Lebensraum für Pflanzen- und Tierarten. Eine vielfältige Pflanzengesellschaft dagegen kann die Artenvielfalt erheblich steigern, indem sie den Boden intensiver durchwurzelt, eine schattenspendende Streuschicht bildet und Nützlinge fördert. Biodiversität im WeinbergEine beeindruckende Zählung in der Enzschleife in Mühlhausen ergab über 180 Nachtfalterarten – ein Beweis für die reiche Biodiversität in unseren Weinbergen! Um diese Vielfalt weiter zu fördern, sind schmale Blühstreifen in der Mitte der Gassen oder in den Weinbergterrassen eine praktikable Lösung. Diese Blühstreifen reduzieren die Wasserkonkurrenz zu den Reben und tragen gleichzeitig zur Erhöhung der Artenvielfalt bei.Um Blühstreifen effektiv zu integrieren, sind angepasste Bearbeitungstechniken erforderlich. Spezielle Mulcher für begrünte Gassen helfen dabei, diese wertvollen Flächen zu schonen. Der Weg nach vornWinzer sollten individuelle Beobachtungen nutzen, um das richtige Maß an Bodenpflege für jede Parzelle zu finden. Die Kombination von angepasster Bewirtschaftung mit Blühstreifen könnte nicht nur die Biodiversität fördern, sondern auch positive Auswirkungen auf das Wachstum und die Erträge der Reben haben.Es wäre wünschenswert, dass Blühstreifen künftig fester Bestandteil des Bodenpflegesystems im Weinbau werden – im Steillagenkollektiv sind sie bereits heute ein fester Bestandteil. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass unsere Böden gesund bleiben und unsere Weine weiterhin von höchster Qualität sind! Muschelkalk Terroir pur spürt, riecht und schmeckt man im Lemberger Blauer Stein.
Frühling im Weinberg
Frühling

Frühling im Weinberg

Der Frühling im Weinberg ist eine faszinierende Zeit des Erwachens und der Erneuerung. Wenn die Temperaturen steigen und die Tage länger werden, beginnt der Boden, sich zu regenerieren. Die ersten Sonnenstrahlen aktivieren das Bodenleben: Mikroben, Würmer und andere Organismen erwachen aus ihrer Winterruhe und beginnen, organisches Material abzubauen. Dies fördert die Nährstoffverfügbarkeit für die Reben und trägt zur Gesundheit des Bodens bei.In dieser Zeit sprießen auch zahlreiche Wildkräuter, die nicht nur das Landschaftsbild bereichern, sondern auch eine wichtige Rolle im Ökosystem spielen. Zu den ersten Wildkräutern, die im Weinberg erscheinen, gehören: Gänseblümchen (Bellis perennis): Diese kleinen Blumen sind ein Zeichen für den Frühling und ziehen viele Bestäuber wie Bienen an. Sie sind essbar und können in Salaten verwendet werden. Löwenzahn (Taraxacum officinale): Löwenzahn ist ein äußerst nützliches Kraut. Seine Blüten sind eine wichtige Nahrungsquelle für Bienen, während die Blätter reich an Vitaminen sind und in der Küche Verwendung finden können. Zudem hilft der Löwenzahn, den Boden zu belüften und Nährstoffe zu mobilisieren. Brennnessel (Urtica dioica): Brennnesseln sind nicht nur nährstoffreich, sondern auch ein wichtiger Lebensraum für Schmetterlinge und andere Insekten. Sie können als Dünger oder in Tees verwendet werden. Klee (Trifolium spp.): Klee ist bekannt für seine Fähigkeit, Stickstoff im Boden zu binden, was ihn zu einem wertvollen Partner für Reben macht. Er zieht zudem viele Bestäuber an. Schafgarbe (Achillea millefolium): Diese Pflanze hat nicht nur heilende Eigenschaften, sondern zieht auch nützliche Insekten wie Marienkäfer an, die Schädlinge bekämpfen. Diese Wildkräuter tragen zur Biodiversität im Weinberg bei und fördern ein gesundes Ökosystem. Sie bieten Nahrung für Bestäuber und andere nützliche Insekten, während sie gleichzeitig den Boden verbessern und das Wachstum der Reben unterstützen. Der Frühling im Weinberg ist somit nicht nur eine Zeit des Wachstums für die Reben selbst, sondern auch ein wichtiger Moment für das gesamte Ökosystem rund um den Weinbau. Und, jetzt beginnt auch das "Rebenbluten", wenn die Wurzeln die erste Energie in die Triebe schicken. Ein tolles, auch optisch interessantes Schauspiel. Der passende Wein zum Frühling? Wir empfehlen den fruchtig, inspirierender Weissen Schwan . Lebensfreude pur.
Reben – Klimawandel – Beiaugen
Austrieb

Reben – Klimawandel – Beiaugen

Der Klimawandel ist nicht mehr zu leugnen – die Temperaturen steigen weltweit, und Deutschland hat in den letzten Jahren Hitzesommer erlebt, die vor 30 Jahren unvorstellbar waren. Eine der überraschendsten Folgen? Die Gefahr von Frostschäden in den Weinbergen nimmt zu. Klingt paradox, ist aber Realität. Durch die milderen und kürzeren Winter treiben die Reben früher aus, was sie anfälliger für Spätfröste macht. Deutschland liegt zwischen dem 47. und 55. Breitengrad und ist nach wie vor von Kaltlufteinbrüchen aus der Polarregion betroffen, die bis Mitte Mai auftreten können – man denke an die Eisheiligen. Während Winzer schon immer mit der Bedrohung durch Spätfröste leben mussten, waren Minusgrade im April bis in die 1990er Jahre meist unproblematisch, da die Reben in der Regel noch nicht ausgetrieben hatten. Doch im Jahr 2024 zeigten sich bereits Ende März erste grüne Blätter an den Reben in frühen Lagen – ein Alarmzeichen für die Winzer. In einigen Weinbaugemeinden kam es zu erheblichen Schäden, weil die Nachttemperaturen im April unter null Grad fielen. Es gibt verschiedene Arten von Frost: Strahlungsfrost und Windfrost. Strahlungsfrost tritt auf, wenn es windstill und klar ist. Kalte Luft sinkt dann auf den Boden, während wärmere Luft aufsteigt – ein Phänomen, das als Inversionswetterlage bekannt ist. In Senken oder an Dämmen kann sich diese kalte Luft stauen und gefährdet Rebstöcke, die bereits ausgetrieben haben. Windfrost hingegen bringt kalte Luft über das Land und kann überall Frostschäden verursachen – egal ob auf Hügeln oder am Hangfuß. Trotz dieser Herausforderungen gibt es Hoffnung für Winzer: Die sogenannten „Beiaugen“ (oder Nebenaugen) können helfen. Diese Knospen bilden sich im Sommer und warten darauf, im nächsten Frühjahr auszutreiben. Wenn der Haupttrieb durch Frost geschädigt wird, können die Nebentriebe aktiv werden. Diese sind zwar weniger fruchtbar als die Haupttriebe, aber gesunde Reben haben ein gutes Regenerationspotential. So kann ein Verlust von 50 Prozent erfrorener Triebe durch eine höhere Anzahl an Beeren an den Nebentrieben teilweise ausgeglichen werden. Die Auswirkungen des Frosts variieren je nach Rebsorte: Wer Burgundersorten oder Silvaner anbaut, hat auch bei Totalschaden gute Chancen auf eine kleinere Ernte. Bei Sorten wie Dornfelder oder Sauvignon Blanc sieht es jedoch düsterer aus; hier bleibt oft nur eine minimale Ernte übrig. Was bleibt dem Winzer also nach einem Frostschaden? Die Arbeit bleibt gleich – auch wenn kaum Ertrag zu erwarten ist. Im Gegenteil: Es könnte sogar mehr Arbeit anfallen, da geschädigte Rebstöcke sorgfältig gepflegt und wieder aufgebaut werden müssen. Zunächst wartet man darauf, dass die Beiaugen austreiben und neue Triebe bilden – das kann zwei bis drei Wochen dauern. Abgefrorene Triebe werden entfernt, sobald sie eintrocknen. Wenn nur Teile der ersten Triebe erfroren sind, wird es kompliziert: Die Trauben entwickeln sich dann unterschiedlich schnell, was eine mühsame Handlese zur Folge hat – Maschinenlese wäre hier problematisch. Fazit: Mehr Arbeit bei weniger Ertrag – trotz der Hoffnung auf Beiaugen! Der passende Wein zum Blogbeitrag ist ein Satin Noir, eine robuste Zukunftsrebe.
Was alles so im Wein drin ist!
Ester

Was alles so im Wein drin ist!

Die Vielfalt der Weininhaltsstoffe ist manchmal fast unbeschreiblich – und das im wahrsten Wortsinn. Grüne Äpfel, Bananen, Quitten, Kirschen, Brombeeren, Dörrobst, Minze, Pfeffer, Tabak, Nelken, Leder oder Waldboden – all das und noch viel mehr lässt sich im Wein erschnüffeln, je nachdem, was man gerade im Glas hat. Stimmt’s? Nein! Schließlich werden weder Bananen, noch Pfeffer, noch Waldboden verarbeitet. Auch Feuersteine gibt es nicht im Wein. Was wir riechen, sind Alkohole, flüchtige Säuren (Essig), Pyrazine (grüner Paprika), flüchtige Phenole (von Brettanomyces bis Röstaromen), Thiole (von Grapefruit bis Mercaptanböckser), Terpene (von Muskat über Rosenblüten bis Zitrusfrüchte), Ester (von Banane bis Nagellack), Lactone (ringförmige Ester), Aldehyde und Ketone (von Zimt über Vanille bis Aceton) oder Sulfide (von Knoblauch bis faule Eier). Für den Geruch und auch den weitaus größten Teil des Geschmacks von allem, was wir zu uns nehmen, sind die genannten flüchtigen Stoffe verantwortlich, die wir mit der Nase und zu einem großen Teil über unser retronasales System, also über den Mund, wahrnehmen. Wir riechen über den Mund und bezeichnen den Eindruck als Geschmack. Am deutlichsten wird das bei einem starken Schnupfen: Wenn die Nase zu ist, weil das olfaktorische Zentrum (die Rezeptoren im Nasenraum) verschleimt ist, ist der Geschmack weg. Unser Geruchssinn übernimmt definitiv den weit überwiegenden Part bei der Weinbeurteilung, auch wenn meist von Weingeschmack die Rede ist. Bekanntlich spielen für die Weinbeurteilung zusätzlich die Weinfarbe und der Eindruck am Gaumen, das Mundgefühl, eine große Rolle. Neben den Augen hat hier die Zunge ihre Aufgabe – auch wenn sie nur süß, sauer, salzig, bitter und umami detektieren kann. Süßes und Säure werden am häufigsten angesprochen, aber auch bitter ist ein häufig verwendeter Begriff, vor allem, wenn kritisiert wird. Hier kommen die nicht flüchtigen, die nicht riechbaren Phenole ins Spiel. Von der Stoffgruppe der Phenole war an dieser Stelle schon sehr häufig die Rede. Sie zählen zu den sekundären Pflanzenstoffen, von denen heute rund 8.000 bekannt sind und die den Pflanzen als Farbstoffe, Bitterstoffe, Aromastoffe oder Phytoalexine dienen. Letztere sind Abwehrstoffe gegen Fressfeinde, also Giftstoffe, deren letale Wirkung der Mensch schon sehr früh zu nutzen gelernt hat. Die Menschen haben aber auch schon vor tausenden von Jahren gewusst, dass Pflanzen gesundheitsfördernd und sogar heilend wirken können. Sie wussten nur nicht, aus welchem Grund. Heute hat die Wissenschaft weitreichende Kenntnis von der Wirkung der sekundären Pflanzenstoffe, die auch zahlreich im Wein vorkommen. Relativ häufig ist dabei von Resveratrol die Rede, das durch das sogenannte „French Paradox“ bekannt wurde. Resveratrol zählt zu den Stilbenen. Anthocyane, die Pflanzenfarbstoffe, sind Flavonoide, benannt nach Balkonpflanzen. Und schließlich sind da die Anthocyane, die Farbstoffe im Wein, die zu den Flavonoiden zählen. Flavonoide sind innerhalb der Phenole eine Gruppe relativ kleiner Moleküle, die häufig zu längeren Ketten aneinandergefügt werden und dadurch völlig neue Wirkungen entfalten. Dazu zählt zum Beispiel das Catechin, aus dem durch Polymerisation, durch die Verkettung zahlreicher Catechinmoleküle, das Tannin entsteht. Auch die Flavonole sind eine Untergruppe der Flavonoide. Sie kommen in vielen Obst- und Gemüsesorten vor und haben – wie viele sekundäre Pflanzenstoffe – antioxidative Wirkung. Laut einer amerikanischen Studie sollen sie sogar dem kognitiven Abbau, also einer im Alter nachlassenden Hirnleistung, entgegenwirken. Die bereits erwähnten Anthocyane, die Pflanzenfarbstoffe, wirken ebenfalls durchblutungsfördernd und gefäßschützend. Sie heißen Pelargonidin, Petunidin oder Malvidin – klingt stark nach Balkonkasten. Und übrigens: Meinungsverschiedenheiten bei der Weinbeurteilung entstehen durch die individuelle Wahrnehmung jedes Einzelnen, durch eine multisensorische Erfahrung, die über drei Sinneskanäle zum Gehirn gelangt: Nase, Gaumen und physikalische Empfindungen (Temperatur, Kohlensäure). Wenn also in einer Probe über einen Wein diskutiert wird, liegt es schlicht in der unterschiedlichen Wahrnehmung der Teilnehmer begründet. Das heißt, jeder, der Wein verkostet, hat in seiner Empfindung recht. Und darauf einen komplexen Riesling Meisterwerk. Zum Wohl
Der Rebschnitt
Ertrag

Der Rebschnitt

Blick in den Weinberg: Die Urrebe, Vitis Sylvestris (im Wald wachsend), wächst seit über 60 Mio. Jahre auf unserem Planeten und wohl haben die Dinosaurier bereits Trauben genascht. Die jungen Rebtriebe  mussten also jedes Jahr immer wieder über das Laubdach des Urwalds hinauswachsen, um an genügend Sonnenlicht zu kommen. So sind natürlich auch die Trauben an diesen, im neuen Jahr gewachsenen Trieben gereift. Dies wird bei unseren Kulturreben durch den Rebschnitt nachempfunden. Wenn Ihr von Mühlhausen auf dem Radweg nach Rosswag unterwegs seid, kurz vor dem Fußgängersteg über die Enz, dort wo der Wald nach den Weinbergen am Roten Rain beginnt, kann man dies jedes Jahr beobachten: Wie eine verwilderte Rebe über das Laubdach "ihres Baumes" wächst und immer wieder neue Triebe mit Trauben hervorbringt. Ganz ohne Rebschnitt. So sieht man auch, dass die Reben zum natürlichen Wachstum eine Unterstützung benötigen. In unseren Weinbergen sind dies Drahtrahmen oder Pfahl, um eine nachhaltige Bearbeitung zu ermöglichen. Mit dem Rebschnitt Anfang des Jahres wird der Grundstein für die Qualität des kommenden Jahrgangs gelegt: Die Rebe wird auf ein bis zwei Ruten zurückgeschnitten, je nach Drahtrahmen. In der Abbildung sind die Rebtriebe aus dem Vorvorjahr grün, die rote Triebe sind in der vergangenen Vegetationsperiode gewachsen, an denen die Trauben gereift sind. Nur das im "Weinjahr" gewachsene Holz träg Trauben. Rückschnitt auf zwei Triebe, möglichst in Stocknähe, die letztes Jahr gewachsen sind (rot) und auf dem Holz aus dem Vorvorjahr (grün) wachsen. Je nach Ertrags- oder Qualitätsziel verbleiben ein oder zwei Ruten. Diese werden je nach den Qualitätszielen auch entsprechend in der Läge gekürzt. Hier wird in Augen je Stock oder je Quadratmeter gerechnet. Ein Auge ist der Triebansatz für das kommende Weinjahr an dem die Triebe austreiben. Unsere Wengerter setzen dabei die Maßstäbe für die Qualität der später zu erntenden Weintrauben. Das abgeschnittene Holz der Rebe wird in der terrassierten Steillage von Hand zerkleinert, in Normallagen geht dies mit Maschinen. Damit sorgen die Wengerter für eine natürliche Humusanreicherung des Bodens. Der Rebschnitt ist bis heute eine sehr aufwendige und intensive Handarbeit. Nach dem Rebschnitt und bei passenden Wetter, leicht feucht, werden die Ruten in den Drahtrahmen gebogen und befestigt. Je nach Erziehungsart. 200 Arbeitsstunden – so aufwendig ist der Rebschnitt je Hektar in der terrassierten Steillage Zum Rebschnitt gibt`s Glühwein oder besser noch Lemberger Meisterwerk trocken. 
Aktuelles aus dem Keller - Weinfiltration
Filtration

Aktuelles aus dem Keller - Weinfiltration

Zunächst einmal bedeutet Filtration, also das „Filtrieren“, wie es die Önologen nennen, das Trennen von flüssigen und festen Stoffen. Bereits die Phönizier verwendeten Leinentücher, um trübes Olivenöl oder Wein von groben Trübungen zu befreien. Oft reicht es aus, einfach abzuwarten, bis sich der Trub von selbst am Boden des Behälters absetzt, um dann die klare Flüssigkeit vorsichtig abzuziehen – ein Prozess, der auch als Dekantieren bekannt ist. Da Wein jedoch ein empfindliches Produkt ist, sollte der Kellermeister nicht zu lange mit der Weiterverarbeitung warten. Unerwünschte Mikroorganismen könnten sich sonst unbemerkt am Wein zu schaffen machen. Aus diesem Grund wird heutzutage nur selten auf eine Filtration zur Klärung des Weins verzichtet. Filtrieren bedeutet, Stoffe zu entfernen, die den Wein trüb machen oder dies in Zukunft tun könnten, wie z.B. Hefen und Milchsäurebakterien. Dies geschieht durch physikalische Methoden, deren einziger Nachteil darin besteht, dass die Weine während des Prozesses strapaziert werden können. Daher sollte die Filtration möglichst schonend durchgeführt werden. Das Prinzip ist einfach: Der Wein wird durch eine Schicht aus Filtermaterial gepresst. Dabei bleiben alle Teilchen hängen, die größer sind als die Poren im Filtermedium oder aufgrund ihrer elektrischen Ladung nicht hindurchpassen können. Zu den altbekannten und natürlichen Filtermitteln gehören Zellulose, Kieselgur und Perlite. Zellulose wird aus Holz gewonnen und ist auch der Grundstoff für Papier und Viskose. Kieselgur besteht aus fein gemahlenen Schalen fossiler Kieselalgen, während Perlite ein vulkanisches Gestein ist, das ebenfalls fein gemahlen wird. Alle diese Materialien besitzen eine große innere Oberfläche, an der die Trubteilchen haften bleiben. Moderne Filtermittel sind Membranen mit so kleinen Poren, dass nur Flüssigkeiten hindurchpassen – Hefen oder Bakterien hingegen bleiben zurück. Beim Abstich werden die Hefen möglichst schonend aus dem fertigen Wein entfernt. Falls eine Schönung durchgeführt wurde, ist es anschließend notwendig, den Wein zu filtern, um das Schönungsmittel zu entfernen. Kurz vor der Abfüllung erfolgt dann eine letzte Filtration, um dem Wein mikrobiologische Stabilität für sein zukünftiges Leben in der Flasche zu verleihen. Die Filtration trägt somit sowohl zur optischen Klarheit als auch zur mikrobiologischen Stabilität des Weins bei.
Rotweinbereitung: Ein Blick hinter die Kulissen

Rotweinbereitung: Ein Blick hinter die Kulissen

Die Kunst der Rotweinbereitung beginnt mit einem entscheidenden Schritt: dem Entrappen. Hierbei werden die einzelnen Traubenbeeren von ihren Stielen und dem Traubengerüst, den sogenannten Rappen, befreit. Anschließend erfolgt das sanfte Anquetschen der Beeren, um die Häute aufzubrechen. Dies ermöglicht es dem austretenden Saft, die Farb- und Aromastoffe aus den Schalen zu lösen. Die resultierende Mischung aus Saft, Fruchtfleisch, Schalen und Kernen wird als Maische bezeichnet.  Nach dem Anquetschen kann der bereits auslaufende Saft abgetrennt werden – ein Prozess, der als Saftabzug bekannt ist. Dieser erste Saft hat im Vergleich zum späteren Produkt weniger Farbstoffe und Tannine. In der verbleibenden Maische hingegen konzentrieren sich die Farbstoffe und Tannine, was zu kräftigeren Rotweinen führt. Der frühzeitig entzogene Saft kann je nach gewünschter Farbintensität auch zur Herstellung von Roséwein oder sogar von weißem Wein aus roten Trauben (Blanc de Noir) verwendet werden.  Die Farbstoffe der Traube, insbesondere die Anthocyane, befinden sich hauptsächlich in den Beerenschalen – mit Ausnahme von speziellen Färbertrauben, die auch rotes Fruchtfleisch besitzen. Für die Rotweinproduktion müssen diese Farbstoffe herausgelöst werden, was vor allem durch den Gärungsprozess geschieht. Um die Extraktion von Farbe, Aroma und Gerbstoffen aus den Schalen zu beschleunigen oder zu intensivieren, können verschiedene Verfahren eingesetzt werden.  Eine gängige Methode ist die thermische Vinifizierung: Dabei wird die Maische für kurze Zeit auf etwa 82 Grad Celsius erhitzt und anschließend abgepresst. Nach dieser Behandlung folgt eine Mostgärung – im Gegensatz zur traditionellen Vergärung auf der Maische. Diese Methode ist einfacher zu handhaben und führt zu einer fruchtbetonten Aromenstruktur mit weniger Gerbstoffen.  Die zweite Methode zur Rotweinbereitung ist die traditionelle Maischegärung. Hierbei wird die gesamte Maische, also die Mischung aus Traubensaft, Fruchtfleisch, Schalen und Kernen, innerhalb weniger Tage von Hefen vergoren. Während dieser Gärung löst sich der Farbstoff aus den Beerenschalen durch den entstehenden Alkohol. Der sogenannte Maischekuchen – die Beerenhäute, die während der Gärung an die Oberfläche steigen – wird regelmäßig untergestoßen und untergetaucht, um sicherzustellen, dass die Farbe optimal extrahiert wird.  Während der Gärung wandeln Hefen den Zucker aus den Trauben in Alkohol und Kohlendioxid um, wobei Wärme entsteht. Diese Hefen sind im Most bereits in natürlicher Form vorhanden. Wenn diese natürlichen Hefen für die Vergärung verwendet werden, spricht man von Spontangärung. Diese Methode kann jedoch Unsicherheiten mit sich bringen: Die natürlichen Hefen sind möglicherweise nicht stark genug, um die Gärung vollständig abzuschließen oder sie könnten unerwünschte chemische Verbindungen produzieren, die das Aroma des Weins beeinträchtigen oder sogar gesundheitliche Risiken darstellen.  Im Gegensatz dazu bieten Reinzuchthefen eine kontrollierte Alternative. Diese speziellen Hefestämme wurden gezielt in Weinkellern selektiert und besitzen bestimmte Eigenschaften, die bereits im Voraus bekannt sind. Dadurch können sie gezielt ausgewählt und eingesetzt werden, um den Most zu vergären. Mit diesen gezüchteten Hefen lässt sich auch das aromatische Profil des Weins erheblich beeinflussen – ein wichtiger Aspekt für die Entwicklung von Sekundäraromen. So entsteht ein Wein mit klar definierten Aromen und einer stabilen Qualität – ein Ergebnis sorgfältiger Planung und Expertise in der Weinbereitung! Die Hefen arbeiten in der Regel so lange, bis der Zucker aus den Trauben vollständig in Alkohol umgewandelt ist. Alternativ kann es auch passieren, dass der Alkoholgehalt so hoch wird, dass die Hefen ihre Aktivität einstellen. In einem stark alkoholischen Milieu werden sie träge und sterben ab, da sie dort nicht überleben können. Es gibt jedoch besonders leistungsfähige Reinzuchthefen, die problemlos bis zu 16 Volumenprozent Alkohol erreichen können.  Der Ausbau des Weins erfolgt entweder im Edelstahltank oder in Holzfässern, und jede Methode hat ihren eigenen Charakter. Der Edelstahltank sorgt für frische, fruchtige Weine mit einem reduktiven Stil. Im Gegensatz dazu führt der Ausbau im großen Holzfass zu geschmeidigeren und vollmundigeren Weinen. Hier findet eine minimale Luftzufuhr durch die Holzwände statt, was eine Mikrooxidation ermöglicht. Dieser Prozess macht den Wein nicht nur runder, sondern auch haltbarer.  Das kleine Holzfass, auch Barrique genannt, bringt zusätzlich röstige und rauchige Holzaromen sowie zusätzliche Tannine in den Wein ein. Dadurch wird der Wein würziger und komplexer. Diese unterschiedlichen Ausbauarten ermöglichen es Winzern, den Charakter ihres Weins gezielt zu gestalten und ihm eine individuelle Note zu verleihen.  Insgesamt zeigt sich, dass die Rotweinbereitung ein komplexer Prozess ist, bei dem jede Entscheidung – vom Entrappen bis zur Gärung und Lagerung – einen Einfluss auf das Endprodukt hat. So entsteht ein einzigartiger Wein, der uns erfreut und seine Geschichte erzählt! Unsere Empfehlung um diesen Artikel vom Wort in Geschmack umzuwandeln: Lemberger Meisterwerk trocken
Weinlese und dann?
Herbsten

Weinlese und dann?

Nach der Weinlese beginnt ein spannender Prozess: Die Trauben werden entrappt, das heißt, die Beeren werden von den Stielen getrennt. Dabei zerquetschen wir die Beeren leicht, und es entsteht die Maische – ein lebendiges Gemisch aus Fruchtfleisch, Schalen, Kernen und Saft. In dieser Phase ist es wichtig, schnell zu arbeiten und darauf zu achten, dass die Kerne nicht zerdrückt werden. Sie enthalten viele Gerbstoffe, die wir im Most nicht haben wollen. Für Weiß- oder Roséweine wird die Maische nur kurz stehen gelassen und dann sofort gepresst – das nennt man hellgekeltert. Bei Rotweinen hingegen gehen wir einen anderen Weg: Hier lassen wir die Maische zuerst gären oder erwärmen sie, um die tiefrote Farbe aus den Beerenschalen herauszulösen. Nach dem Pressen erhalten wir den Most, der in Fässern oder Tanks gelagert wird und dort mit der Gärung beginnt. Die Gärung wird durch Hefen in Gang gesetzt, die natürlicherweise in den Trauben und im Saft vorkommen. Diese Hefen verwandeln den Fruchtzucker der Trauben in Alkohol und Kohlensäure. Manchmal sind die natürlichen Hefen jedoch nicht ausreichend, um den Prozess zu starten. Deshalb setzen wir spezielle Reinzuchthefen ein, die gezielt für die Weinbereitung ausgewählt wurden. So stellen wir sicher, dass jeder Schluck ein einzigartiges Geschmackserlebnis bietet! Bereits vor über 100 Millionen Jahren existierten verschiedene Arten von Wildreben. Die Geschichte des Weinanbaus in Deutschland begann jedoch erst mit den Römern, also vor etwa 2.000 Jahren. Um den mühsamen Transport von Wein in schweren Amphoren über die Alpen zu vermeiden, brachten sie einfach Rebstöcke aus ihrer Heimat mit in den Norden. Diese „nordischen“ Weine waren schon damals frischer und vielfältiger im Geschmack als ihre südlichen Vorbilder. Im 8. Jahrhundert setzte Karl der Große im "Capitulare de villis" wichtige Regeln für den Weinanbau fest: Aus hygienischen Gründen sollte der Wein nicht mehr mit den Füßen entsaftet werden, und die Lagerung sollte in Fässern statt in Weinschläuchen erfolgen. Klöster wurden zu Zentren der Weinkultur, denn Wein war das beliebteste und auch ein hygienisches Getränk und diente oft als sichere Alternative zum häufig verunreinigten Trinkwasser. Um 1500 begann die Rebfläche aufgrund veränderter klimatischer Bedingungen, verbesserter Bierherstellung und zunehmenden Weinimports zu schrumpfen. Die Kirche verlor ihre Vorherrschaft im Weinbau, besonders in den linksrheinischen Gebieten während der napoleonischen Eroberungen. Im 19. Jahrhundert brachte die Reblauskatastrophe den Weinbau fast zum Stillstand, viele gebietstypische Sorten verschwanden. Erst um die Jahrhundertwende konnte mit dem Einsatz von Pfropfreben ein Neuanfang gewagt werden: Hierbei wurden heimische Rebsorten auf resistente amerikanische Wurzeln gepfropft. Dieses Verfahren ist mittlerweile gesetzlich vorgeschrieben und hat dazu beigetragen, dass durch Fortschritte in der Rebzüchtung ein ausgewähltes Sortiment an Standardsorten entstanden ist, das heute den deutschen Weinbau prägt. So blickt die deutsche Weintradition auf eine bewegte Geschichte zurück – von den Römern bis hin zu modernen Anbaumethoden! Unser Wein zur Herbstzeit: ein 401 Rosé trocken.