Winterruhe im Weinberg – Leben im scheinbaren Stillstand
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Winterruhe im Weinberg – Leben im scheinbaren Stillstand

Wenn die letzten Blätter im Spätherbst zu Boden sinken und der Nebel zwischen den Reben hängt, kehrt Ruhe ein im Weinberg. Für viele scheint es, als würde jetzt alles schlafen – doch unter der Oberfläche geschieht mehr, als man ahnt. Die Natur zieht sich zurück, um Kraft zu sammeln. Auch der Weinberg atmet durch. Die Rebe – Ruhe mit System Mit dem ersten Frost beendet die Rebe ihren Vegetationszyklus. Der Saftfluss versiegt, Blätter fallen ab, und die Pflanze tritt in ihre vegetative Ruhephase ein. In den Wurzeln und im alten Holz lagert sie Kohlenhydrate und Nährstoffe, die sie im Sommer durch Photosynthese aufgebaut hat. Diese Reserven sind überlebenswichtig, denn sie bilden im Frühjahr die Grundlage für den neuen Austrieb. Gleichzeitig verändern sich die Zellen der Rebe: Sie senken ihren Wassergehalt, erhöhen den Zuckergehalt – ein natürlicher Frostschutzmechanismus. So trotzt die Pflanze den Minusgraden und kann selbst bei eisiger Kälte weiter atmen, wenn auch ganz langsam. Beipflanzen – Rückzug ins Unsichtbare Zwischen den Rebzeilen wirken die Begrünungen wie leere Flächen, doch auch hier spielt sich ein faszinierendes Schauspiel ab. Klee, Wicke, Senf oder Roggen ziehen ihre Energie in Wurzeln und Rhizome zurück. Oberirdisch stirbt vieles ab, unterirdisch lebt das System weiter. Die abgestorbenen Pflanzenteile werden zu wertvollem Humus – Nahrung für unzählige Bodenlebewesen. Gleichzeitig schützen sie den Boden vor Erosion und halten Feuchtigkeit. Manche Winterbegrünungen, etwa Winterroggen oder Feldsalat, bleiben sogar grün und übernehmen eine ökologische Schutzfunktion bis zum Frühling. Das Leben im Boden – verborgen, aber aktiv Auch im Boden herrscht keine völlige Stille. Regenwürmer, Springschwänze, Asseln und Bakterien verlangsamen zwar ihre Aktivität, doch sie bleiben am Werk. In frostfreien Bodenschichten setzen sie weiterhin organisches Material um, bauen Nährstoffe auf und schaffen so die Grundlage für das kommende Vegetationsjahr. Besonders bemerkenswert: Mikroorganismen wie Bodenbakterien oder Pilze ruhen nicht vollständig – sie sorgen dafür, dass Stickstoffverbindungen erhalten bleiben und das Bodenleben in Balance bleibt. Selbst im Winter bleibt der Weinberg also ein lebendiges Ökosystem. Stille als Teil des Kreislaufs Die Winterruhe ist keine Pause im eigentlichen Sinn, sondern Teil des natürlichen Rhythmus. Sie erlaubt der Rebe und all ihren Mitbewohnern, Kraft zu sammeln und sich zu regenerieren. Wer an einem frostigen Morgen durch die Reben wandert, kann diesen Zustand fast spüren – die Stille, die in Wahrheit voller Leben steckt. Im Winter ruht der Weinberg – doch er lebt. Unter der schützenden Decke aus Laub, Wurzeln und Erde bereiten Reben, Beipflanzen und Bodenlebewesen gemeinsam den nächsten Frühling vor. Es ist eine Zeit des Rückzugs, der Sammlung und der unsichtbaren Arbeit – das Fundament für das, was im nächsten Jahr wieder in Blüte steht und Frucht trägt. Mit unserem Lemberger "Blauer Stein" können Sie die Winterruhe perfekt genießen.